Kommentar: Fische und Flüsse brauchen sofortigen Schutz – alle Baumaßnahmen jetzt stoppen

19. August 2022

Mit Blick auf den Tag der Fische am kommenden Montag und anlässlich der Naturkatastrophe in der Oder erklärt Antje von Broock, Geschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): 

Antje von Broock BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock

"Die ökologische Katastrophe an der Oder ist ein dramatischer Weckruf: Unsere Flüsse brauchen Schutz und zwar sofort! Es muss jetzt Schluss sein mit Pestiziden, Düngemitteln, Industrieabwässern in unseren Flüssen und dem weiteren Ausbau der Binnenschifffahrtswege. Der EU-Auftrag, unsere Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, muss sofort und mit hohem Nachdruck umgesetzt werden. Für die Oder fordern wir einen sofortigen Ausbaustopp. Die Bundesregierung fordern wir auf, sich mit aller Kraft hierfür im Austausch mit der polnischen Regierung stark zu machen. Mehr noch: Alle Baumaßnahmen an Flussläufen durch Deutschland müssen aufgegeben werden. Zusätzlich ist es Staatsaufgabe Nummer Eins, die Emissionen in allen Sektoren zu senken, um die Klimakrise abzuschwächen und so den Druck auf die Natur zu senken. Bundesminister Volker Wissing als Zuständiger für Klimaschutz im Verkehr und für Wasserstraßen ist hier also doppelt in der Pflicht. 

Das massive Sterben von Fischen und Muscheln in der Oder hat gezeigt, wie sehr unsere Gewässer unter Druck stehen und wie die Klimakrise ihnen zusetzt. Schon jetzt sind ein Drittel aller Süßwasserfische vom Aussterben bedroht. Auch in Deutschland fehlen den Fischen natürliche und gesunde Flüsse, ihr Lebensraum wird immer kleiner. Die genehmigte und damit legale Gewässerverschmutzung, wie beispielsweise Salzeinleitungen in Werra und Weser, bleibt in Deutschland zusätzlich ein Problem. Spektakuläre große Fischsterben wie jetzt an der Oder kommen in die Schlagzeilen, doch das tägliche Sterben nehmen wir kaum wahr. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, unsere Flüsse zu schützen und wiederzubeleben, ist es für stark gefährdete Arten wie den Baltischen Stör und den Europäischen Aal zu spät."

Hintergrund: Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP wurde vereinbart: „Das bestehende Naturerbe an Oder und Mittelelbe schützen wir.“ (Seite 38)

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