Erstmals seit fünf Jahren wieder Luchs-Nachwuchs im Thüringer Eichsfeld

05. November 2020 | Lebensräume, Naturschutz, BUND

Berlin/Eichsfeld. Im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes konnten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Universität Göttingen kürzlich eine Luchsin mit Jungtier im Thüringer Landkreis Eichsfeld fotografieren. Der junge Luchs ist der erste seit 2015, der in Thüringen nachweislich außerhalb des Harzes geboren wurde. Luchse sind in Deutschland noch immer ausgesprochen selten und leben bisher nur in wenigen, isolierten Vorkommensgebieten, hauptsächlich im Harz, Bayerischen Wald und Pfälzer Wald. Aufgrund seiner zentralen Lage zwischen diesen Gebieten kommt Thüringen daher eine wichtige Bedeutung für die Vernetzung der Luchsbestände zu.

Im Thüringer Südharz konnte das Projektteam kürzlich ein Luchs-Weibchen mit Jungtieren nachweisen. Besonders groß ist die Freude allerdings über den jüngsten Schnappschuss aus dem Eichsfeld im Nordwesten Thüringens. "Das Foto belegt eindrucksvoll, dass sich der Luchs inzwischen neue Lebensräume südlich des Harzes erschlossen hat und sich dort auch erfolgreich fortpflanzt", erklärt Projektleiter Markus Port (BUND/Uni Göttingen). Dabei ist das Eichsfeld aufgrund seiner Mischung aus Wald- und Kulturlandschaft eigentlich kein klassischer Luchslebensraum. Mit Spannung wird daher erwartet, ob es den Eichsfelder Luchsen gelingt, sich weitere Lebensräume in dieser vom Menschen geprägten Landschaft zu erschließen. 

"Wir freuen uns über jeden Luchs, der in Thüringen geboren wird", sagt Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen, betont aber gleichzeitig, dass die Ausbreitung des Luchses in Deutschland bislang noch zu zögerlich verlaufe. "Aufgrund seiner zentralen Lage kommt dem Freistaat Thüringen eine herausragende Rolle bei der Vernetzung der Harzer Luchspopulation mit der zweiten größeren Population im Bayerischen Wald zu."

Diese besondere Bedeutung sieht man auch im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, das das Projekt fördert. "Die Unterstützung des Luchs-Projektes liegt mir sehr am Herzen, der Nachwuchs im Eichsfeld freut mich sehr", sagt Ministerin Anja Siegesmund. "Damit der Luchs in Mitteldeutschland auch außerhalb des Harzes wieder dauerhaft heimisch wird, ist es nötig, mehr über diese scheuen Tiere zu wissen und ihnen einen intakten Lebensraum zu geben. Das umfasst nicht nur Vorkommen, sondern insbesondere die Maßnahmen, die wir umsetzen könnten, um die Ausbreitung zu unterstützen", erklärt die Ministerin. Neben der Feldforschung wird auch die Erarbeitung eines Ausbreitungsmodells gefördert. Unter Federführung von Marco Heurich an der Universität Freiburg untersucht dieses Modell, wie die Ausbreitung und das Überleben des Luchses in Mitteldeutschland unterstützt werden kann. 

Die Feldforschung im Nordwesten Thüringens wird von Waldbesitzenden, Jägerschaft und den örtlichen Forstämtern tatkräftig unterstützt. "Ohne die Unterstützung der Beteiligten vor Ort wäre die Umsetzung des Luchs-Projektes kaum möglich", so Markus Port. Auch viele Jäger würden sich über den Luchs als gelegentlichen Gast in ihren Revieren freuen, wenngleich sich gelegentlich Sorgen um die Reh- und Damwildbestände daruntermischen. Diese Sorge sei verständlich, so Port, da Rehe zur Hauptbeute von Luchsen gehören. Andererseits böte gerade das Eichsfeld hervorragende Lebensbedingungen für Rehe. "Einem Miteinander von Mensch und Luchs sollte also nichts im Wege stehen." Das Projekt wir noch bis April 2021 fortgesetzt.

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