Ernährungswende: Was tut die Politik? BÖLW, BUND und Welthungerhilfe sehen großen Handlungsbedarf für die künftige Bundesregierung

24. Juni 2013 | Landwirtschaft, Massentierhaltung

Berlin: Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Welthungerhilfe sehen großen Handlungsbedarf, um die dringend erforderliche Ernährungswende voran zu bringen. Die an sich positiven Aktivitäten der Bundesministerin Ilse Aigner gegen Lebensmittelverschwendung oder für mehr Ernährungsbewusstsein hätten die Probleme in der Landwirtschaft nicht an der Wurzel gepackt. Auch das Angebot der Verbraucher, die durch ihre Kaufentscheidung von Bio-Lebensmitteln zu einer Ernährungswende beitragen wollten, sei von der Politik nicht aufgegriffen worden. Unklare Rahmenbedingungen, Zurückfahren des Engagements für den ökologischen Landbau und Überförderung von Monokulturen für die Energieproduktion hätten dazu beigetragen, dass teilweise die Hälfte der Bio-Produkte importiert werden müssten. So sei der Umsatz am deutschen Bio-Markt in den letzten vier Jahren um über 21 Prozent gestiegen, die deutschen Öko-Flächen jedoch nur um 10 Prozent.

"In der kommenden Legislatur muss engagierter für ein Umsteuern im Agrar- und Ernährungsbereich gearbeitet werden", sagt Löwenstein. Der BÖLW befragte die Parteien zu ihren Vorhaben in den nächsten vier Jahren. "Die Antworten der Parteien auf unsere Fragen zur künftigen Agrar- und Ernährungspolitik machen deutlich, dass es bei der Bundestagswahl eine Richtungsentscheidung geben wird: "Weiter so" oder hin zu einer Ernährungswende, in der nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährung eine echte Perspektive gegeben wird", resümiert Löwenstein.

Hubert Weiger, Vorsitzender BUND: "Die Bundesregierung ist auf die stetig wachsende Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Produkten nicht eingegangen. Umwelt- und Gesundheitsschäden, die durch die intensiver Landwirtschaft verursacht werden, hat sie ignoriert. Statt die Bio-Bewirtschaftung stärker zu fördern, werden die Mittel für eine umwelt- und tierfreundliche Landwirtschaft künftig auf EU-Ebene durch Merkels Zutun um rund 20 Prozent gekürzt. Damit hat Kanzlerin Merkel in ihrer Regierungszeit das denkbar schlechteste Ergebnis für Bio-Bauern und den Naturschutz in der Landwirtschaft erzielt. Von der kommenden Bundesregierung erwarten wir, die Kürzungen für ökologisch-bäuerliche Landwirtschaft vollständig auszugleichen. Die Umverteilung der Direktzahlungen in Form einer Aufstockung der Prämien für kleinere Betriebe ist dafür ein überaus wichtiges Instrument."

"Der Schlüssel zur Sicherung der Welternährung liegt nicht in der Steigerung der großflächigen Agrarproduktion für Biokraftstoffgewinnung oder der exzessiven Spekulation mit Nahrungsmitteln an den Finanzmärkten sondern in den Händen der Millionen Kleinbauern weltweit", betont Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe, die Notwendigkeit die Menschen weltweit mit Know-how und Zugang zu Land zu versorgen. "Kleinbauern weltweit müssen in die Lage versetzt werden, mit innovativen Methoden der standortgerechten Landwirtschaft ihre Ernährungsversorgung vor Ort zu gewährleisten – boden- und gewässerschonend und ohne die Abhängigkeit von teuren Betriebsmitteln wie Gentech-Saatgut oder chemischen Dünger und Pestiziden." Diese wichtigen Ziele muss eine neue Bundesregierung ernsthaft verfolgen, um einen spürbaren Beitrag zur Abschaffung des Hungers zu leisten.

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