Diesel mit neuester Abgasnorm bei IAA nicht zu finden. Mit SUV-Schwemme kein Einhalten der Klimaziele

14. September 2017 | Mobilität

Berlin/Frankfurt am Main: Die von den Autoherstellern vielbeschworenen Diesel der neuesten Abgasnorm Euro 6d sind auf der diesjährigen Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main nicht präsent. Darauf macht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) infolge einer eigenen Recherche an den Messeständen der deutschen Hersteller aufmerksam. Demnach sind Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 6d, die unter den neuen, realistischeren Bedingungen getestet und typzugelassen wurden, unter den ausgestellten Diesel-Pkw nicht zu finden.

"Die Politik und das Diesel-Dreigestirn Zetsche, Krüger, Müller loben neuerdings verstärkt Diesel-Fahrzeuge mit neuester Abgastechnik. Doch solche Fahrzeuge gibt es auf der diesjährigen IAA offensichtlich nicht", sagte der BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. "Selbst bei den neuesten Fahrzeugmodellen sind die Diesel-Varianten nicht nach den neuen, realistischeren Messmethoden getestet worden. Damit bleiben die Hersteller dieser Fahrzeuge eine verbindliche Aussage über die realen Stickoxid-Emissionen im Betrieb weiterhin schuldig. Käufer dieser fabrikneuen Fahrzeuge laufen noch immer Gefahr, zukünftig von Fahrverboten betroffen zu sein", so Hilgenberg. Um diesen Missstand zu beseitigen müssten die Hersteller die schon im Verkauf befindlichen Fahrzeuge, die ihre gesetzlichen Stickoxid-Grenzwerte auch im Realbetrieb einhalten, neu typzulassen, forderte Hilgenberg.

Bei Untersuchungen unter anderem des Umweltbundesamtes waren Fahrzeuge, die lediglich der Abgasnorm Euro 6 und nicht der neueren Norm Euro 6d entsprechen, mit teils deutlich erhöhten Stickoxid-Werten aufgefallen. Der BUND kritisiert, dass die Autohersteller auch solche gesetzeswidrigen Fahrzeuge weiterhin auf den Markt bringen und aktuell sogar mit so genannten "Umweltprämien" als sauber verkaufen. "Kunden, die sich darauf verlassen, dass neue Diesel sauber sind, werden weiterhin betrogen. Und Politiker, die die Mär vom sauberen Diesel verbreiten, machen sich zu Erfüllungsgehilfen der Autolobby", sagte Hilgenberg.

Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der großen deutschen Autohersteller sind laut Hilgenberg auch mit Blick auf die Modellpolitik angebracht. Die Branche setze in Deutschland weiterhin auf mehr SUV-Modelle mit Diesel- und Benzinmotoren und stelle neue Hybrid- und E-Fahrzeuge in erster Linie als Zukunftsvisionen vor. "Die Modellpolitik der Autohersteller scheint vor allem von kurzfristigen Gewinninteressen bestimmt zu werden. Anders ist die erneute SUV-Schwemme nicht zu erklären. Größer, schwerer und schneller, das kann doch nicht die Antwort der deutschen Ingenieurskunst auf die Herausforderungen der Klimakrise sein, vor der auch die Autobranche steht. So werden die Klimaziele nicht einzuhalten sein", kritisierte Hilgenberg.

Mehr Informationen

  • zu Stickoxiden
  • Pressekontakt: Jens Hilgenberg, BUND-Verkehrsexperte, Tel: (030) 2 75 86-467, Mobil: 01 51 / 56 31 33 02  bzw. Annika Natus, BUND-Pressesprecherin, Tel. 030-27586-464, presse(at)bund.net

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