Der ToxFox-Produktcheck deckt jetzt auch Nanomaterialien in Kosmetikprodukten auf

10. Dezember 2019 | Chemie

Berlin. Die kostenlose ToxFox-App des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ermöglicht es Verbraucherinnen und Verbrauchern, problematische Inhaltsstoffe in Produkten zu vermeiden. Auch Nanomaterialien in Körperpflegeprodukten lassen sich seit dem letzten Update mit der mobilen App aufspüren. Nanomaterialien müssen bereits seit 2013 in der Liste der Inhaltsstoffe mit dem Wort "Nano" in Klammern nach dem Namen des Stoffes gekennzeichnet sein. Doch wer die Liste der Inhaltsstoffe auf der Verpackung entziffern will, braucht gute Augen. Der ToxFox erleichtert Verbraucherinnen und Verbrauchern das Auffinden. Nutzerinnen und Nutzer müssen lediglich den Barcode des Produktes scannen und bekommen die Problemstoffe direkt angezeigt. Neben den Nanomaterialien werden auch hormonelle Schadstoffe wie Parabene bewertet. Auch hier wurde die Liste der bewerteten Stoffe mit dem heutigen Update erweitert. 

Als Nanopartikel werden allgemein alle Teilchen bezeichnet, die kleiner als 100 Nanometer sind. Stoffe in Nanogröße besitzen andere physikalisch-chemische Eigenschaften als ihre großen Verwandten. Sie haben bezogen auf ihr Volumen eine deutlich größere Oberfläche, weshalb sie intensiver wirken als größere Teilchen. Diese veränderten Eigenschaften machen Nanomaterialien so interessant für die Kosmetikhersteller. Gleichzeitig bringen sie auch neue Gefahren für Gesundheit und Umwelt mit sich. "Nanomaterialien können aufgrund ihrer winzigen Größe leichter in den Körper gelangen und dort biologische Schutzbarrieren durchdringen. Einmal im Körper angekommen, können sich die Partikel verteilen und werden nur sehr langsam abgebaut", sagt Rolf Buschmann, Nano-Experte des BUND.

Besonders Nano-Titandioxid ist stark in der Diskussion. Bereits im Jahr 2017 warnte die europäische Chemikalienbehörde, dass der Stoff im Verdacht stehe, Krebs auszulösen, wenn er über die Atemluft in den menschlichen Körper gelangt. Die Verwendung von Titandioxid in Kosmetika in Sprayform wird bereits seit 2014 nicht mehr empfohlen. Seit Oktober 2019 ist Titandioxid in Pulverform in der EU offiziell als "möglicherweise krebserzeugend" eingestuft, ab 2021 müssen daher derartige Produkte entsprechend gekennzeichnet werden. Bei gesunder Haut konnte eine Aufnahme von Nanopartikeln bisher nicht festgestellt werden, allerdings sollten nanohaltige Kosmetika oder auch Sonnencremes nicht auf verletzter Haut angewendet werden.

Buschmann abschließend: "Solange wir nicht nachweisen können, dass Nanomaterialien in der jeweiligen verbrauchernahen oder umweltoffenen Anwendung unproblematisch sind, sollten sie nicht verwendet werden. Für viele Nanomaterialien fehlt jedoch nach wie vor eine geeignete Bewertungsgrundlage."

Mehr Informationen

  • Obwohl nach wie vor zahlreiche offene Fragen zu Risiken für Mensch und Umwelt bestehen, werden Nanomaterialien in zahlreichen Kosmetik-Produkten als UV-Filter, Weißmacher oder Bakterienkiller eingesetzt. Dazu gehören Tagescremes, Sonnenmilch oder Make-Up-Artikel wie Lippenstifte und Nagellack. Laut Kosmetik-Datenbank des BUND sind die fünf häufigsten Nanomaterialien in Körperpflegeprodukten Titandioxid, Carbon Black, Silica Dimethyl Silyate, MBBT und Siliziumdioxid.
  • über die Schadstoffe, die in der ToxFox-App bewertet werden
  • Die ToxFox-App für IOS
  • Die ToxFox-App für Android
  • Kontakt: Rolf Buschmann, BUND-Nanoexperte, Tel.: (030) 2 75 86-482, Mobil: 01 76/55 08 08 70, rolf.buschmann(at)bund.net
  • BUND-Pressestelle: (Sigrid Wolff / Daniel Jahn / Judith Freund / Heye Jensen), Tel. (030) 2 75 86-425 / -531 / -497 / -464, presse(at)bund.net

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