Der Gentechnik Grenzen setzen: Organisationen warnen vor unkontrollierter Ausbreitung von GVO

26. Oktober 2016 | Klimawandel, Landwirtschaft

Berlin: Maßnahmen gegen eine unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) fordern das Institut Testbiotech, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit (IG Saatgut), das Gen-ethische Netzwerk und Save Our Seeds (SOS) in einem gemeinsamen Schreiben an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Die Organisationen setzen sich für ein internationales Verbot der Freisetzung von Organismen ein, die mit neuen Gentechnikverfahren erzeugt wurden. Dazu zählen sogenannte "Gene Drives", die zur gentechnischen Veränderung natürlicher Populationen und zur Ausrottung bestimmter Arten diskutiert werden.

"Sind sie erst in die Natur entlassen, könnten Organismen mit Gene Drives ökologische Katastrophen auslösen. Eine ausreichend wirksame Kontrolle dieser Freisetzungen ist nicht möglich", warnte die BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer. Im Fall von Gene Drives funktioniert das neue Gentechnik-Verfahren auf der Grundlage der Methode CRISPR-Cas, mit der DNA verändert wird. Dabei verbreitet sich die im Labor eingebaute DNA unter den Nachkommen erheblich schneller als es unter natürlichen Bedingungen der Fall wäre. Unter anderem sollen Insekten mit Gene Drives, ausgestattet werden, um sie zu dezimieren oder auszurotten.

"Einmal freigesetzt, machen Gentechnik-Insekten auch vor Ländergrenzen nicht halt. Wenn wir zulassen und gar anstreben, dass gentechnisch veränderte Organismen ihr Erbgut in natürlichen Populationen verbreiten, gleicht dies einem Eingriff in die Keimbahn der biologischen Vielfalt. Die Auswirkungen würden alle künftigen Generationen und sämtliche Ökosysteme betreffen", sagte Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech.

Die Organisationen forderten von Ministerin Hendricks, die unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen bei der Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), die im Dezember in Mexiko stattfindet, zu thematisieren und sich für ein internationales Verbot von Gene Drives einzusetzen.

In den letzten Jahren breiteten sich gentechnisch veränderte Pflanzen bereits mehrfach unbeabsich­tigt in der Umwelt aus. So wurden aus gentechnisch veränderten Organismen eingeschleuste Gene, so genannte Transgene, unter anderem bei Gräsern in den USA  entdeckt, bei Baumwolle in Mexiko und bei Raps in Nordamerika, Japan, Australien und der Schweiz. "Wiederholt wurden Transgene in regionalen oder ursprünglichen Sorten gefunden, beispielsweise in mexikanischem Mais und in Reis aus China. Neue Gentechnikverfahren wie CRISPR-Cas und Gene Drives bergen weitere unbere­chen­bare Gefahren", sagte Benedikt Haerlin von "Save Our Seeds". Sollte es kein internationales Verbot für die Freisetzung von Organismen geben, die mit neuen gentechnischen Verfahren erzeugt wurden, könnten diese sich unkontrolliert weltweit ausbreiten, so Haerlin.

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