In Shampoos, Gesichtscremes, Masken und Make-up bekannter Marken hat der BUND Stoffe wie HC Yellow No. 13, Methyl Perfluoroisobutyl Ether und Perfluorooctyl Triethoxysilane gefunden. In Kosmetik werden diese menschengemachten Chemikalien eingesetzt, um die Haut zu glätten, als Färbemittel und um die Konsistenz und Textur des Produktes zu beeinflussen. „PFAS sind eine Gruppe von Chemikalien, die extrem langlebig sind. Sind sie erst einmal in der Umwelt, können wir sie nicht mehr zurückholen“, erklärt Ulrike Kallee, BUND-Abteilungsleiterin Stoffe und Technologien.
Keiner der vom BUND kontaktierten Kosmetikhersteller hat sich bisher zu einem Ausstiegsdatum für PFAS bekannt. Immerhin zwei Firmen gaben an, derzeit an PFAS-freien Rezepturen zu arbeiten. Andere Branchen sind hier schon weiter: So bieten viele Hersteller von Outdoorkleidung inzwischen mit „PFC-frei“ oder „fluorkarbonfrei“ gekennzeichnete Produkte an, die ohne PFAS auskommen.
„Mit der ToxFox-App geben wir Verbraucher*innen ein Werkzeug an die Hand, Kosmetik- und Körperpflegeprodukte mit PFAS zu vermeiden. Letztlich ist es aber Aufgabe der Politik endlich dafür zu sorgen, dass die Belastung der Umwelt mit Ewigkeits-Chemikalien nicht noch weiter ansteigt. In vielen Bereichen sind Fluorchemikalien verzichtbar“, so Kallee. Deswegen hat sich der BUND mit 80 zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammengeschlossen und fordert eine schnelle EU-weite Regulierung für die gesamte PFAS-Chemikaliengruppe. Eine solche EU-weite Beschränkung wird zur Zeit von den Ländern Deutschland, Niederlande, Dänemark, Norwegen und Schweden vorbereitet. Aufgrund des starken Widerstandes der Industrie werden hier jedoch viele Ausnahmen und zeitliche Verzögerungen befürchtet.
Offener Presseraum für Journalist*innen
Von 10 Uhr bis 11 Uhr können Sie heute unseren Expert*innen für Chemikalienpolitik in einem offenen Presseraum Fragen rund um PFAS und deren Vorkommen in Kosmetika stellen. Wählen Sie sich dazu über diesen Zoom-Link ein.
Meeting-ID: 853 6137 0788;
Schnelleinwahl mobil: +496950502596,,85361370788# Deutschland
Hintergrund
Über das Abwasser gelangen die extrem langlebigen PFAS in die Umwelt und werden von Wind und Wasser bis in die entlegensten Gegenden der Erde verteilt. Sie werden „Ewigkeits-Chemikalien“ genannt, weil sie sich sich seit vielen Jahren immer weiter in unseren Gewässern, im Boden, in Pflanzen und in Tieren anreichern und dort über Jahrzehnte und Jahrhunderte verbleiben. Die PFAS-Verschmutzung ist außer Kontrolle geraten: Mittlerweile finden sie sich im Blut von nahezu allen Menschen. Bei 14 Prozent der europäischen Teenager überschreiten die Konzentrationen im Blut sogar gesundheitsbezogene Leitlinien, laut der Europäischen Human Biomonitoring Initiative HBM4EU. Obwohl die Konzentrationen für einige ältere und inzwischen gesetzlich regulierte PFAS (PFOA und PFOS) sinken, steigen die Konzentrationen von „neueren“ und kaum untersuchten PFAS stetig an.
Noch sind die meisten dieser „Ewigkeits-Chemikalien“ nicht ausreichend auf ihre umwelt- und gesundheitsschädliche Wirkung untersucht worden. Besser untersuchte PFAS, wie PFOA, werden mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter Leberschäden, Störungen der Schilddrüsenfunktion, verringerter Wirksamkeit von Impfungen bei Kindern bis hin zu Hoden- und Nierenkrebs. Für Verbraucher*innen ist es kaum möglich PFAS in Produkten zu erkennen.
Um der Forderung nach einer gesetzlichen Beschränkung von PFAS auf europäischer Ebene Nachdruck zu verleihen, hat der BUND das „Manifest für ein dringendes Verbot der ewigen Chemikalien PFAS“ mitinitiiert, das inzwischen von 80 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus ganz Europa unterzeichnet wurde. Dieses Manifest enthält zehn Forderungen, darunter den Ausstieg aus der Verwendung von PFAS in Konsumgütern bis 2025 und aus der Produktion und Nutzung dieser gefährlichen Stoffe bis 2030. Politiker*innen und Wirtschaft sind aufgerufen ihren Beitrag zu leisten, um die PFAS-Verschmutzung zu stoppen und die Sanierung bereits kontaminierter Böden und Gewässer anzugehen.
Mehr Informationen
ToxFox Marktrecherche: Der BUND hat im Herbst 2022 stichprobenartig das Sortiment von drei Drogerieketten geprüft und 13 Produkte bekannter Marken identifiziert, bei denen PFAS als Inhaltsstoff gelistet sind. Die komplette Studie finden Sie hier: www.bund.net/toxfox-pfas
Der BUND hat seine ToxFox-App erweitert, sodass nun auch in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten enthaltene PFAS mit dem Scannen des Barcodes angezeigt werden. Sie können die kostenlose App hier herunterladen: www.bund.net/toxfox/
Im BUND-Ökotipp erfahren Sie, wie Sie PFAS in Kosmetik vermeiden: https://www.bund.net/bund-tipps/detail-tipps/tip/so-koennen-sie-fluorchemikalien-in-kosmetik-vermeiden/
Das BUND-Hintergrundpapier „Fluorchemikalien: Langlebig, gefährlich, vermeidbar“ gibt eine wissenschaftlichen Einblick in das Thema: https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/fluorchemikalien-langlebig-gefaehrlich-vermeidbar/
Das Positionspapier des Bündnisses „Exit Plastik“ zu Schadstoffen in Produkten: https://exit-plastik.de/chemikalien-in-plastik/
Pressekontakt
- Luise Körner, Leiterin Chemieteam beim BUND, Tel.: 030-27586-510, E-Mail: luise.koerner(at)bund.net
- Janna Kuhlmann, BUND-Expert*in für Verbraucher*innenschutz und Chemikalienpolitik, Tel.: 030-275 86-426, E-Mail: janna.kuhlmann(at)bund.net
- BUND-Pressestelle: Sigrid Wolff | Daniel Jahn | Clara Billen | Lara Dalbudak Tel. 030-27586-497 |-531 |-464 |-425 | E-Mail: presse@bund.net