Bundesregierung muss sich jetzt für das Ende der weltweiten Bedrohung von Umwelt und Gesundheit durch gefährliche Chemikalien einsetzen

04. April 2019 | Chemie

Berlin/Montevideo. Jährlich sterben über 1,6 Millionen Menschen durch die Einwirkung gefährlicher Chemikalien, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Und immer mehr Plastik verschmutzt die Meere. Das sind nur zwei alarmierende Ergebnisse im zweiten UN-Report "Global Chemicals Outlook", der diese Woche vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in Montevideo präsentiert wurde. Mehr als 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – eine Art "Weltchemikalienrat" – haben dafür mehr als drei Jahre lang Fakten für diesen Zustandsbericht über die Belastung von Mensch und Umwelt durch gefährliche Chemikalien zusammengetragen.

"Der UN-Report zeigt: Die Weltgemeinschaft ist noch weit davon entfernt, ihr Versprechen einzuhalten, dass ab 2020 von Chemikalien keine Gefahren mehr ausgehen", sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Dieses Versprechen hatten 2002 alle Staatschefs auf dem Weltgipfel in Johannesburg gegeben. Und es kann schlimmer werden. Während die globale Chemieindustrie 2017 rund 2,3 Milliarden Tonnen Chemikalien hergestellt hat, werden es 2030 doppelt so viele sein, so der Report. "Die Regierungen müssen die Gefahren, die von Chemikalien ausgehen, endlich ernst nehmen und handeln", fordert Hubert Weiger.

Angesprochen ist besonders die deutsche Bundesregierung, da sie bis 2020 die Verhandlungen über die Zukunft des "SAICM"-Programms der Vereinten Nationen – des "Strategischen Ansatzes für ein Internationales Chemikalienmanagement" – leitet. Bis zum heutigen 4. April sitzen in Uruguay über 400 Vertreterinnen und Vertreter aus Regierungen, Industrie und Umweltverbänden zusammen. Dabei werden entscheidende Weichen dafür gestellt, wie der Umgang mit Chemikalien sicherer werden kann. Die Ergebnisse münden im Oktober 2020 in Bonn in eine Ministererklärung.

Ein zentraler Punkt ist die Unterstützung von Entwicklungsländern. "Entwicklungsländer brauchen eine ausreichende Finanzierung, um selber in der Lage zu sein, den Einsatz von Schadstoffen auf ihren Äckern und in ihren Produkten verhindern zu können. Hier muss die Chemieindustrie in die Pflicht genommen werden", sagt der BUND-Vorsitzende. Ein Beispiel: Mit nur 0,1 Prozent des jährlichen Umsatzes aller Chemikalienhersteller weltweit, das wären rund 5,7 Milliarden US-Dollar, könnten die Entwicklungsländer schon entscheidend dabei unterstützt werden, ein wirksames Chemikalienmanagement aufzubauen.

Doch nicht nur die Umwelt und die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern sind betroffen. Auch in Europa gefährden mehr als 60 Prozent aller vermarkteten Chemikalien die Gesundheit, so ein weiteres Ergebnis des neuen UN-Reports. In Deutschland enthält zum Beispiel die Innenbeschichtung von Lebensmitteldosen noch immer den hormonellen Schadstoff Bisphenol A (BPA). BPA wird unter anderem mit Unfruchtbarkeit, Prostata- und Brustkrebs, Diabetes Typ 2, Immunschwäche und Übergewicht in Verbindung gebracht. Deshalb: "Die Bundesregierung muss sich schon jetzt für ein ehrgeiziges SAICM-Programm nach 2020 einsetzen, damit Umwelt und Gesundheit vor gefährlichen Chemikalien endlich wirkungsvoll geschützt werden", fordert Weiger.

Mehr Informationen

  • Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland können die ToxFox-App des BUND nutzen und so bereits beim Kauf erfahren, ob sich gefährliche Chemikalien in den Produkten befinden und somit den Kauf solcher Produkte vermeiden.
  • zu Chemikalienpolitik
  • Pressekontakt: Manuel Fernandez, BUND-Experte für Chemiepolitik, Tel.: (030) 2 75 86-463, manuel.fernandez(at)bund.net bzw. Katrin Matthes, BUND-Pressereferentin, Tel.: (030) 2 75 86-531, presse(at)bund.net

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