BUND fordert: Die Qual muss ein Ende haben. Betäubungslose Ferkelkastration wie geplant ab Januar beenden

05. November 2018 | Massentierhaltung, Landwirtschaft

Berlin. Eigentlich war das Ende der betäubungslosen Kastration männlicher Ferkel bereits seit fünf Jahren beschlossene Sache: Ab 1. Januar 2019 sollte damit Schluss sein. Die große Koalition plant jetzt aber doch noch über eine Fraktionsinitiative eine zweijährige Übergangsfrist zu erreichen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert, bei dem bereits beschlossenen Ende der schmerzhaften Praxis zu bleiben. Die Regierung muss endlich der gesellschaftlichen Forderung nach einem Umbau der Tierhaltung gerecht werden und die betäubungslose Ferkelkastration wie geplant zum Januar 2019 beenden.

"Wenn die große Koalition das Ausstiegsdatum ändert, verspielt sie die Glaubwürdigkeit über die Verbindlichkeit von Gesetzen. Die Branche hatte jahrelang Zeit, sich auf die angekündigten Änderungen einzustellen. Alternativen lagen schon damals vor, doch anstatt zu handeln wurde dieses relevante Tierschutzproblem einfach systematisch ausgesessen", sagt Katrin Wenz, BUND-Agrarexpertin. "Aus unserer Sicht ist das Politikversagen. Politik und Agrarlobby versuchen wieder einmal, absolut notwendige Verbesserungen in der Tierhaltung zu verschleppen. Ein Skandal zu Lasten der Tiere. Wir fordern die Politik und die Branche auf, sich nun endlich zusammenzusetzen und Lösungen auf den Weg zu bringen."

Für eine tierschonendere Ferkelkastration haben Betriebe verschiedene Möglichkeiten. Bei dem Neuland-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung erhalten Ferkel zum Beispiel eine Kurzzeitvollnarkose mit dem Narkosegas Isofluran. Gleichzeitig wird den Tieren von einem Tierarzt ein Mittel verabreicht, das den Schmerz nach dem Aufwachen mindert. Eine erprobte, tierschonende und umsetzbare Lösung. Eine andere Möglichkeit ist die Jungebermast, bei der die Ferkel nicht kastriert werden. Sie setzt jedoch ein angepasstes Haltungssystem voraus und braucht somit Umbauzeit. Auch die sogenannte Immunokastration, welche die Geschlechtsreife der Eber unterbindet, ist weiter eine Option. Diese beiden Möglichkeiten müssen allerdings mit dem Handel abgestimmt und Verträge geschlossen werden, die den Bauern die Abnahme garantieren. Das muss noch in diesem Jahr geschehen, um eine weitere Verzögerung zu unterbinden.

Die Lokalanästhesie durch die Landwirte, oft auch "vierter Weg" genannt, ist aus tierschutzfachlicher Sicht keine Alternative. Für die örtliche Betäubung müssen mehrere schmerzhafte Injektionen gesetzt werden und die Lokalanästhesie wirkt lediglich schmerzreduzierend. Der "vierte Weg" führt zu keiner Verbesserung für die Ferkel. "Dass ein Ausstieg aus tierquälerischen Praktiken möglich ist, zeigt der Verein für artgerechte Tierhaltung Neuland schon seit sehr vielen Jahren. Der Verein hat das betäubungslose Kastrieren von Ferkeln bereits vor zehn Jahren auf Neuland-Höfen verboten", sagt Katrin Wenz.

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