Berlin. Das Bundesamt für Naturschutz hat heute die Luchszahlen für die Monitoringsaison 2018/2019 veröffentlicht: Demnach wurden bis zu 88 erwachsene Luchse und 49 Jungtiere nachgewiesen. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bedeuten diese Zahlen vor allem eins: Die Luchsbestände in Deutschland sind weiterhin sehr gering und wachsen nur sehr langsam. Es konnte kaum eine Handvoll mehr Luchse als in den Vorjahren nachgewiesen werden. Diese wenigen Luchse leben zudem hauptsächlich in nur drei voneinander isolierten Regionen im Harz, Bayerischen Wald und Pfälzerwald. In anderen Gebieten konnten nur wenige einzelne Luchsmännchen nachgewiesen werden – mangels Weibchen ohne Aussicht auf Nachwuchs. Dabei war es Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie, dass der Luchs im Jahr 2020 wieder flächendeckend in den Mittelgebirgen und den Alpen vorkommen soll. Davon ist Deutschland aber momentan noch weit entfernt.
Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND dazu: "Deutschland muss seine Hausaufgaben machen und die Schutzbemühungen für den Luchs endlich massiv verstärken. Ohne aktive Unterstützung werden die Katzen in absehbarer Zeit nicht die Heimkehr in ihre angestammten Lebensräume schaffen." Den Luchsen macht hauptsächlich die Zerschneidung ihrer Waldlebensräume zu schaffen. Viele Luchse werden überfahren, vielbefahrene Straßen und wachsende Siedlungsräume verhindern eine Wiederausbreitung. Regional können bereits wenige illegale Tötungen die Ausbreitung des Luchses verhindern. Außerdem stellen Krankheiten für kleine, isolierte Luchsbestände eine erhebliche Gefahren. Bandt weiter: "Wir brauchen mehr Grünbrücken über Straßen, eine Fortführung des Bundesprogramms Wiedervernetzung nach 2020 und eine konsequente Umsetzung des deutschlandweiten Biotopverbunds. Darüber hinaus bedarf es mehr Informationsarbeit rund um den Luchs und Runder Tische mit Landnutzenden, um die Akzeptanz für Luchse sicherzustellen. Illegale Tötungen gilt es konsequent strafrechtlich zu verfolgen. Oberstes Ziel muss eine Vernetzung der bestehenden Luchsvorkommen sein."
Luchse waren in Deutschland vor 200 Jahren ausgerottet. Alle bestehenden Luchsvorkommen in Mitteleuropa sind durch Wiederansiedelungsprojekte entstanden. Der BUND ist vor allem in Bayern und Hessen für den Luchs aktiv und führt seit 2017 zwei Luchsprojekte in Thüringen durch. Schwerpunkte sind die Informationsarbeit rund um den Luchs und die Erfassung der Bestände. Das Bundesprogramm Wiedervernetzung wurde 2012 von der Bundesregierung beschlossen, um den Bau von Grünbrücken und anderen Querungshilfen für Wildtiere an Straßen zu fördern. Ende 2020 soll das Programm auslaufen, obwohl längst nicht alle Ziele erreicht wurden. Der BUND kämpft für eine Fortführung des Bundesprogramms Wiedervernetzung mit einer angemessenen Finanzierunggrundlage und konkreten Zeitplänen.
Mehr Informationen
- zum Luchs
- zu Grünbrücken und weiteren Möglichkeiten, Lebensräume zu vernetzen
- Pressekontakt: Thomas Norgall, BUND-Luchs-Experte, Tel.: (069) 67 73 76-14, Mobil: 01 70 / 2 27 72 38, thomas.norgall(at)bund.net sowie BUND-Pressestelle (Sigrid Wolff / Daniel Jahn / Judith Freund / Heye Jensen), Tel.: (030) 2 75 86-425/-531/-497/-464, presse(at)bund.net