BUND begrüßt Tierschutzlabel und fordert gesetzliche Kennzeichnungspflicht für Tierhaltung und für Gentechnik im Futter

16. Januar 2013 | Massentierhaltung, Landwirtschaft

Berlin: Der BUND hat das freiwillige Tierschutzlabel als einen Schritt in die richtige Richtung begrüßt, das mit viel Expertise seitens des Tierschutzes ausgearbeitet worden sei. "Das Label wird Tieren bessere Lebensbedingungen bringen, wenn der Handel es mit Werbekampagnen bekannter macht", sagte Reinhild Benning, Agrarexpertin des BUND.

"Leider wird das Label der Mehrzahl der Tiere in industriellen Massentierhaltungen jedoch nicht helfen. Agrarministerin Ilse Aigner hat es versäumt, eine gesetzliche Pflicht zur artgerechten Tierhaltung zu erlassen. Wenn Ministerin Aigner sich jetzt als Tierschützerin darstellt, dann ignoriert sie millionenfaches Tierleid, das auf Grund ihrer Untätigkeit und mithilfe von Subventionen aus ihrem Haushalt ganz legal in Großmastanlagen weitergeht. Dass in bis zu 94 Prozent der Hühnermastbetriebe Antibiotika eingesetzt werden, zeigt überdeutlich, dass es am gesetzlichen Tierschutz fehlt", sagte Benning.

Der BUND sieht im neuen Label eine Möglichkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher für mehr Wahlfreiheit. Wünschenswert wäre jedoch, dass Fleisch aus Massentierhaltung mit verbindlichen Kennzeichnungsregeln genauso leicht erkennbar gemacht wird, wie heute schon das Hühnerei mit der 3 aus der Käfighaltung. Seit Verbraucher die Haltung wählen können, aus der ihr Frühstücksei stammt, ist der Marktanteil der Käfigeier von 53 Prozent auf inzwischen nur rund 4 Prozent gesunken. 96 Prozent der Eier stammen heute aus alternativen Haltungen.

"Eine klare Tierschutzkennzeichnung kann Märkte entscheidend beeinflussen, das wissen auch die Schlachthofkonzerne und die Ernährungsindustrie. Deshalb blockieren sie diese Kennzeichnung genauso wie die von Gentechnik im Futter und sie haben dabei bisher offenbar die konservativen Regierungen von Niedersachsen bis Berlin fest im Griff."

Das Beispiel der freiwilligen Tierschutzkennzeichnung in den Niederlanden belege die Fortschritte in der Haltung von Masthühnern und Mastschweinen. Beim Start des Labelings im Nachbarland im Jahr 2009 wurden 2,5 Millionen Tiere zu den besseren Konditionen entsprechend der unterschiedlichen Labelstufen gehalten. Im Jahr 2012 waren es bereits 15 Millionen Tiere. Jedoch stünden dem auch noch immer 450 Millionen Tiere gegenüber, die in den Niederlanden unter tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten würden.

Der BUND forderte von Agrarministerin Aigner, eine Wende in der Agrarpolitik mit einer verpflichtenden Kennzeichnung des Tierschutzniveaus einzuleiten. Benning: "Tierschutz verkauft sich weit besser als Massentierhaltung, die keine Akzeptanz sondern nur Ablehnung erntet. Statt auf Exportwachstum bei billigem Fleisch aus quälerischer Haltung zu setzen, sollten Bauern und Bundesregierung auf bäuerliche Tierhaltung, Tierschutz und gentechnikfreie Fütterung setzen. Grundsätzlich erforderlich ist zudem eine Umverteilung der Agrarsubventionen, um der zunehmenden Industrialisierung der Tierhaltung entgegen zu wirken."

Irreführende Beschriftungen wie "Wiesenhof", "Birkenhof" oder "Bauernglück" auf Fleischprodukten aus gewerblichen Intensivtierhaltungen müssten endlich verboten werden, forderte die BUND-Expertin Benning. Nur dann hätten tierfreundlich und nachhaltig wirtschaftende Bauern mit ihren Produkten endlich faire Marktchancen.

Der BUND rät Verbrauchern vorzugsweise regionales Ökofleisch oder Neuland-Fleisch zu kaufen, das von handwerklich arbeitenden Metzgern stammt. Schlachthof-Konzerne, die das Tierschutzlabel nutzen, erzielten hingegen den größten Teil ihres Umsatzes weiter mit nicht tierschutz-gelabelten Produkten sondern mit Fleisch aus industriellen Massentierhaltungen.

Bei der vom BUND und einem breiten Bündnis veranstalteten Demonstration am 19.1.2013 in Berlin werden Verbraucher und Bauern vor dem Bundeskanzleramt in Berlin die Agrarwende einfordern.

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