Autoindustrie verweigert Verantwortung für Klimaschutz, Bundesregierung will CO2-Grenzwerte für Pkw aufweichen

03. Februar 2013 | Mobilität, Energiewende, Klimawandel

Berlin/Brüssel: Der BUND hat der deutschen Autoindustrie und der Bundesregierung vorgeworfen, auf der EU-Ebene strengere Limits für Treibhausgas-Emissionen von Personenkraftwagen zu blockieren. Indem sie sich dabei auf die Seite der deutschen Automobilindustrie stelle, torpediere die Bundesregierung Pläne, den Pkw-Sektor beim Klimaschutz stärker heranzuziehen, sagte der BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg in Berlin.

"Mit ihrer Absicht, den für 2020 von der EU anvisierten Grenzwert für die CO2-Emissionen neuer Autos von durchschnittlich 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer weiter aufzuweichen, geht die Bundesregierung vor der Autolobby in die Knie. Dabei ist schon dieses EU-Ziel wenig ehrgeizig und klimapolitisch unzulänglich. Setzt sich die Bundesregierung mit ihrer Haltung durch, wird Deutschlands ohnehin angeschlagene Glaubwürdigkeit beim internationalen Klimaschutz erneut schwer beschädigt", sagte Hilgenberg.

Hinzu komme, dass die deutschen Autohersteller verlangten, bei der Bilanzierung der CO2-Emissionen ihrer aktuellen Neuwagen von ihnen produzierte Elektroautos mit dem Wert von jeweils Null Gramm Kohlendioxid pro Kilometer einzurechnen, und zwar mehrfach. Dieser "CO2-Buchungstrick" nutze vorrangig den Herstellern großer und schwerer Fahrzeuge, so Hilgenberg.

"Elektroautos gleich mehrfach als Null-Emissions-Fahrzeuge anzurechnen ist eine offensichtliche Ökolüge. Mit einem plumpen Buchungstrick werden dringend notwendige Verbrauchsminderungen bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren hinausgezögert. Diese Taschenspielereien verhindern, dass der Trend zu immer größeren, schwereren und leistungsstärkeren Fahrzeugen gestoppt und umgekehrt wird", sagte Hilgenberg.

Die Bundesregierung dürfe "nicht nach der Pfeife der Autohersteller tanzen", forderte der BUND-Verkehrsexperte. Wolle sie beim Klimaschutz glaubwürdig bleiben, müsse sie den Grenzwert für die CO2-Emissionen neuer Autos auf durchschnittlich 80 Gramm pro Kilometer für das Jahr 2020 herabsetzen.

"Für 2030 würde dies bedeuten, dass dann sämtliche in Europa fahrenden Autos im Durchschnitt drei Liter Sprit auf hundert Kilometer verbrauchen. Damit wären wir beim Klimaschutz im Verkehrssektor schon mal einen wichtigen Schritt weiter", so Hilgenberg.

Der BUND-Verkehrsexperte forderte außerdem eine Grenzwertsetzung von 60 Gramm CO2 pro Kilometer für das Jahr 2025. "Ein solches Langfristziel ist sinnvoll, denn es gibt den Autoherstellern Planungssicherheit. Und es würde dazu führen, dass wesentlich sparsamere Fahrzeuge deutlich schneller auf den Markt kommen", sagte Hilgenberg.

Pressekontakt

  • Jens Hilgenberg, BUND-Verkehrsexperte, Mobil: (01 51) 56 31 33 02
  • Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher, Tel. (0 30) -2 75 86 -4 25, presse(at)bund.net

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