Achtung Wildkatzenbabys: nicht mitnehmen und achtsam fahren

17. Dezember 2019 | Wildkatze, Lebensräume

Berlin. In den vergangenen Wochen verzeichnete der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bundesweit zahlreiche Meldungen von Wildkatzenjungen, die in Schutzstationen oder bei Tierärzten abgegeben wurden. "Für die Kätzchen bedeutet das viel Stress und unnötige Risiken", erklärt Friederike Scholz, Wildtierexpertin des BUND. "Die Spaziergänger oder Wanderer meinen es zwar gut, wenn sie vermeintlich ausgesetzte Katzenjunge mitnehmen. Doch wenn es Wildkatzen sind, kann das schlimm ausgehen." Als geschützte Wildtiere dürfen sie nicht ohne Not aus dem Wald mitgenommen werden. In Menschenhand besteht für die Wildkätzchen zum Beispiel ein sehr hohes Risiko, sich mit Hauskatzenkrankheiten anzustecken. "Außerdem sind Auswilderungen sehr aufwendig und gelingen nicht immer. In diesem Jahr sind die Schutzstationen in vielen Regionen mit der hohen Zahl abgegebener Wildkatzenjungen bereits überlastet", betont Friederike Scholz. 

Dass es in diesem Jahr so spät noch Nachwuchs der Europäischen Wildkatze gibt, ist eher ungewöhnlich. Friederike Scholz: "Wir gehen davon aus, dass es sich um zweite Würfe handelt. Warum es dieses Jahr nach dem Frühsommer nun ein zweites Mal Wildkatzennachwuchs gibt, wissen wir allerdings noch nicht genau. Es kann aber ein gutes Zeichen für die Wildkatzenbestände sein, denn aufgrund der warmen Winter ist das Nahrungsangebot an Mäusen sehr gut." Auch wenn die Jungtiere jetzt noch klein sind, sollten sie aber keineswegs in menschliche Obhut gebracht werden. "Meistens besteht kein Handlungsbedarf: In der Regel sind die Muttertiere entweder gerade auf der Jagd oder warten im Versteck ab." Wenn Spaziergänger aber unsicher sind, ist es sinnvoll, die zuständigen Försterinnen und Förster, Jägerinnen und Jäger oder den BUND zu kontaktieren und die Stelle, an der die Kätzchen gesichtet wurden, mitzuteilen. 

Eine noch größere Gefahr stellt gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit allerdings der Straßenverkehr dar. "Uns erreichen in diesem Herbst leider vermehrt Hinweise auf überfahrene Wildkatzen, darunter auch Jungtiere", so Friederike Scholz weiter. "Die Tiere begeben sich auf die Suche nach neuen Lebensräumen und müssen dabei auch vielbefahrene Straßen überqueren." Der BUND rät deshalb besonders in waldreichen Regionen, das Tempolimit und Wildwarnschilder unbedingt zu beachten und den Straßenrand im Blick zu behalten. "Blenden Sie nicht das Fernlicht auf, wenn ein Tier zu sehen ist, sondern hupen Sie, damit das Tier flüchtet", empfiehlt Friederike Scholz. "Wenn es zu einem Unfall gekommen ist, sollte dringend die Polizei verständigt werden."

Mehr Informationen

  • Hintergrund: Der BUND setzt sich seit 15 Jahren mit seinem Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" für den Schutz der gefährdeten Europäischen Wildkatze in Deutschland ein. Bundesweit untersuchen die Naturschützerinnen und Naturschützer die Entwicklung der Bestände und engagieren sich für die Vernetzung der Lebensräume der Wildkatze. Da die Tiere auf Deckung angewiesen sind, brauchen sie "grüne Korridore" aus Büschen und Bäumen, um neue Lebensräume zu erobern. Gleichzeitig fordert der BUND die Politik auf, sich stärker für den Schutz der Biologischen Vielfalt in Deutschland einzusetzen. Dazu gehört auch der Bau von Grünbrücken oder Unterführungen an Unfallschwerpunkten und ein Verzicht auf weiteren Straßenbau. 
  • zum Projekt "Rettungsnetz Wildkatze"
  • Wildkatzenfotos und druckfähige Verbreitungskarte der Europäischen Wildkatze in Deutschland
  • Kontakt: Friederike Scholz, BUND-Wildtierexpertin Tel. (030) 2 75 86-566, Friederike.Scholz(at)bund.net; Jenny Therese Kupfer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Naturschutzgroßprojekte, Tel. (030) 2 75 86-544, Jenny.Kupfer(at)bund.net
  • BUND-Pressestelle (Sigrid Wolff / Daniel Jahn / Judith Freund / Heye Jensen), Tel. (030) 2 75 86-425 / -531 / -497 / -464, presse(at)bund.net

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