Aluminium-Verpackungen verschärfen die Ressourcen- und Klimakrise

Aluminium ist immer noch im Trend. Der Bauxitabbau verstärkt koloniale Kontinuitäten und muss dringend reduziert werden. Nur mit massiven Änderungen ist der Weg frei für eine sozial und ökologisch gerechte Zukunft.

Ein wichtiger Rohstoff

Luftbild einer Bauxit-Grube in der Nähe von Waipa, Australien

Aluminium wird für die Wirtschaft hochtechnisierter Industrieländer benötigt. Die Aluminium-Produktion zählt gleichzeitig zu den energie- und rohstoffintensivsten Branchen weltweit. Der Abbau und die Verarbeitung sind jedoch mit zahlreichen sozialen, menschenrechtlichen und ökologischen Problemen verbunden.

Die Wertschöpfungskette illustriert dies drastisch: sie reicht von Arbeitsrechtsverletzungen über die Verschmutzung und Zerstörung der Ökosysteme in den betroffenen Abbauregionen bis hin zu enormer Lärm- und Luftverschmutzung für die Bevölkerung vor Ort. Der Verbrauch heizt zudem die Klimakrise an: Aluminium ist besonders energieintensiv und trägt global mit einem Anteil von 3 Prozent an den direkten CO2-Emissionen aus der Industrie enorm zum Klimawandel bei.

Aluminium-Verpackungen enthalten nachweislich hohe Primärmaterial-Anteile, welches beispielsweise in Guinea und Brasilien gewonnen wird. Dieses Wirtschaften gleicht kolonialen Strukturen – höchste Zeit dies zu ändern und unnötige Einweg-Verpackungen mit nachhaltigen Mehrwegverpackungen zu ersetzen.

Was sind die Probleme?

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Es existiert eine hohe Nachfrage

Dosen und Verpackungen sind im Trend. Global wurden im Jahr 2021 fast 140 Millionen Tonnen Aluminium erzeugt (International Aluminium). Diese produzierte Menge übertraf die Prognose aus dem Jahr 2020 um mehr als ein Viertel (International Aluminium 2021). 12 Prozent davon entfallen auf den Verpackungssektor in der EU. Im Verpackungsbereich wurden im Jahr 2020 2,3 Millionen Tonnen in der EU verbraucht, im Jahr 2030 wird ein zusätzlicher Verbrauch von 0,7 Millionen Tonnen prognostiziert (International Aluminium 2022).  In Europa werden etwa 650.000 Tonnen, umgerechnet etwa 43 Milliarden, Getränkedosen auf den Markt gebracht, auch hier ist der Trend steigend.

In Deutschland wird fast die Hälfte des Aluminiums für den Verkehrsbereich verbraucht. Andere Absatzmärkte sind das Bauwesen, Verpackungen, der Maschinenbau sowie die Eisen- und Stahlindustrie und Haushaltswaren. Der Verbrauch von Aluminiumverpackungen steigt kontinuierlich: zwischen 2005 und 2020 betrug die Zunahme 68 Prozent. Das Umweltbundesamt spricht von einem überdurchschnittlichen Anstieg bei Aluminiumverpackungen in den letzten Jahren. Der starke Anstieg ist fast ausschließlich auf den beschleunigten Verbrauch von Aluminium-Getränkedosen zurückzuführen (UBA 2020). Nach dem Absatzeinbruch durch das Dosenpfand im Jahr 2003 nimmt die Anzahl der verkauften Getränkedosen kontinuierlich zu: 2019 wurden rund 3,9 Milliarden Stück verkauft (Statista 2020). 

Auch bei anderen Verpackungen, sowie für Haushalts- und Körperpflegeprodukte liegt Aluminium in Trend. Die Aluminiumverpackungsindustrie begründet die hohe Nachfrage mit der negativen Reputation der PET-Flasche und anderem Plastik. Verbraucher*innen interessieren sich vermehrt für die Umweltfreundlichkeit von Verpackungen und das Image der Aluminiumdose hat sich stetig verbessert. Insbesondere die Recyclingfähigkeit scheint dazu zu führen, dass Verbraucher*innen sich für Dosen entscheiden, aber auch das relativ niedrige Gewicht spielt eine Rolle.

Es gibt keine geschlossenen Kreisläufe

Der Mythos der vollständig geschlossenen Materialkreisläufe wird von vielen anderen Aluminiuminteressensvertreter*innen bemüht, u.a. behauptet Aluinfo (2021), dass ein geschlossener Kreislauf für Getränkedosen nachgewiesen sei. In der selben Veröffentlichung wird jedoch festgestellt, dass primäres Material über Produktionsschrotte eingebracht wird. Verluste beim Dosen-Recycling von insgesamt sieben Prozent sind zu verzeichnen. Diese entstehen beim Sortieren, sowie bei der Entlackung und beim Wiedereinschmelzen. Zudem lassen sich durch verschiedene Legierungen Werkstoffe generell schwieriger voneinander trennen und führen im schlimmsten Fall dazu, dass Aluminium nicht mehr recycelt werden kann (Materials4me). Zusätzliche negative Umwelteffekte sind die langen Transportwege für jeden Recycling-Vorgang.

Wir können also feststellen: es wird niemals einen geschlossenen Kreislauf für Aluminium-Verpackungen und -Dosen geben, da relevante Material- und Energieverluste unvermeidlich sind. Die tatsächliche Recyclingquote für Verpackungen in Deutschland lag 2020 bei nur 62 Prozent. Das Umweltbundesamt begründet dies mit den hohen Verlusten im Verwertungsprozess. Die tatsächliche Recyclingquote von Aluminium-Verpackungen und -Dosen ist daher um relevante Größenordnungen geringer als von vielen Verbänden und Produzenten veröffentlicht. Diese sollten daher ihre Aussagen korrigieren und unterlassen, von geschlossenen Stoffkreisläufen zu sprechen.

Aluminiumproduktion ist extrem energieintensiv

Bauxit besteht aus unterschiedlichen Aluminiumhydroxiden, Eisen- und Titanoxiden sowie Tonmineralen. Große Mengen an Strom werden für die Herstellung von Primär-Aluminium benötigt; für eine Tonne etwa zwischen 13,2 und 15 MWh/t (European Commission 2017). Im Jahr 2020 wurden 3,4 Millionen Tonnen Bauxit nach Deutschland importiert (BGR 2020).

In Deutschland verblieben im Jahr 2019 über 2,5 Millionen Tonnen Primär-Aluminium, zur Produktion wurden fast 34 Millionen MWh genutzt. Da 12 Prozent des Aluminiums auf Verpackungen entfallen, nutzte der Sektor über 0,3 Millionen Tonnen Primär-Aluminium und circa vier Millionen MWh. Das sind immerhin fast 1 % des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland nur für Verpackungen aus Aluminium.

Bauxit-Abbau sorgt für Probleme

Für die Produktion von Primär-Aluminium wird das Mineral Bauxit benötigt, die bedeutendsten Förderländer sind Australien, Guinea, China, Brasilien, Indonesien und Indien.

91 Prozent der deutschen Importe stammten aus Guinea (BGR 2020). Guinea ist das Land, das etwa ein Viertel und damit den größten weltweiten Bauxit-Vorrats bereitstellt. Seine Produktion stieg von knapp 20.000 Tonnen im Jahr 2015 auf über 85.000 Tonnen im Jahr 2021 (Statista 2022). Von den 40 Milliarden Tonnen Bauxit, die in Guinea vorkommen, befinden sich etwa 23 Milliarden Tonnen in der Region Boké (African Panorama 2023). Guinea war bis in das Jahr 1958 unter französischer Kolonialherrschaft. Der koloniale Griff hält an: Ausländische multinationale Bergbauunternehmen enteignen das Land der Bevölkerung vor Ort, um Begbau zu betreiben - ohne eine angemessene Entschädigung. Die guineische Regierung sieht dabei tatenlos zu, wie das Land enteignet und die Rohstoffe entnommen und exportiert werden, ohne dass die lokale Bevölkerung tatsächlich profitiert.

Den Gemeinden vor Ort wird außerdem der Zugang zu Wasserläufen und Wasserquellen verwehrt. Gleichzeitig gibt es einen Zustrom von Menschen auf Arbeitssuche. Vor allem Frauen und Mädchen sind von dem Bergbau betroffen, da sie gezwungen sind auf der Suche nach sauberem Wasser immer weiter zu laufen. Der rote Staub aus dem Tagebau bedeckt die Dörfer, die Ernte, das Wasser, er dringt in die Häuser ein und befindet sich sogar im Essen. Unter diesen Bedingungen, Menschen verlieren tagtäglich ihre Lebensgrundlage und ihr Land, ist es nachvollziehbar, dass sich viele Menschen auf den Weg machen. Sie gehen in die nächste Stadt auf der Suche nach Arbeit, in ein Nachbarland oder dorthin, wo das Geld geflossen ist, das eigentlich ihnen zustehen sollte: z.B. Europa.

Beschichtungen von Getränkedosen mit BPA gefährden die Gesundheit

In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien die schädlichen Auswirkungen von beschichteten Getränkedosen mit Bisphenol A (BPA) auf Fortpflanzung und Nervensystem von Menschen und anderen Lebewesen belegt. BPA greift in frühen Entwicklungsphasen in das Hormonsystem ein, kann die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen und spätere Krebserkrankungen begünstigen. 96 Prozent der Kinder, die an einer deutschen Studie teilnahmen, hatten BPA im Blut und selbst Neugeborene sind bereits schon damit belastet. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit senkte Anfang 2022 den Grenzwert um den Faktor 100.000 und gestand damit ein, dass das Hormongift BPA gefährlicher ist, als bisher angenommen. Getränkedosen-Hersteller sollten also dringend überprüfen ob BPA für die Innenbeschichtung ihrer Dosen verwendet wird und folglich gesundheitsgefährdend wirken kann. Auch sollten sie nicht auf Stoffe mit ähnlich negativen Eigenschaften ausweichen.

Wir fordern

  • Die Nutzung von Primäraluminium im Verpackungsbereich muss dringend sinken
  • Abfallvermeidung sollte endlich priorisiert werden und Mehrweg in Pool-Systemen muss der neue Standard werden.
  • Es braucht gesellschaftliche Dialogprozesse, wie die im Koalitionsvertrag festgelegte Reduktion des Primärressourcen gerecht gestaltet, aber auch umgesetzt werden kann.
  • Ein übergeordnetes Ressourcenschutzstammgesetz sowie verbindliche Reduktionsziele in den einzelnen Sektoren sind nötig – im Rahmen der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie sollten diese erarbeitet werden.
  • Insbesondere im kurzlebigen Verpackungs- und Getränkebereich sind drastische Reduktionsziele nötig und möglich durch ambitionierte Unverpackt- und Mehrwegquoten.
  • Die Mehrwegangebotspflicht sollte zu einer allgemeinen Mehrwegpflicht im „To Go-Bereich“ werden und auf Aluminium-Verpackungen ausgeweitet werden.
  • Eine andere Möglichkeit unnötige kurzlebige Einwegverpackungen zu verringern sind Einweg-Abgaben.
  • Ein generelles BPA-Verbot sollte von der EU in Erwägung gezogen werden. 
Aluminium-Rollen aus der industriellen Fertigung

Kontakt

Janine Korduan


E-Mail schreiben Tel.: +49 30 27586-433

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