Der BUND fordert
- Eine Verringerung des Individual- und straßengebundenen Güterverkehrs zur Reduktion des Abriebs von Autoreifen!
- Ein Verbot von Kunststoffgranulat als Einstreumaterial auf Kunstrasenplätzen!
- Industrielle Vorwäschen mit Filtersystemen für neu hergestellte Kleidung!
- Ein EU-weites Verbot von synthetischen Polymeren jeglicher Größe und Formmasse in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten!
Mikroplastik: Einfluss auf die Umwelt
Kunststoff wirkt aufgrund seiner Oberflächeneigenschaften wie ein Magnet auf Umweltgifte. Diese befinden sich im Wasser und reichern sich auf der Kunststoffoberfläche an. Hier lassen sich hundertmal höhere Konzentrationen als im Meerwasser messen. Zusätzlich geht von Mikroplastik aus Reifenabrieb eine Gefahr durch giftige Additive wie beispielsweise polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) aus.
Die Kunststoffe werden dann samt Schadstoffen von den Meeresorganismen aufgenommen: Mikroplastik wurde in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleineren Organismen nachgewiesen, die es passiv oder mit ihrer Nahrung aufnehmen. Im Magen-Darm-Trakt können diese Schadstoffe wieder freigesetzt werden und Einfluss auf den Organismus nehmen.
Die Auswirkungen der Mikroplastikaufnahme sind vielseitig: Studien verweisen auf Gewebeveränderungen bzw. Entzündungsreaktionen und toxikologische Auswirkungen, bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen. Kleinstlebewesen, wie das Zooplankton, sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für Fische. Diese werden wiederum von größeren Raubfischen gefressen. Der nicht abgebaute Kunststoff und die Schadstoffe können sich im Gewebe ansammeln und so Teil der Nahrungskette werden. Über die Auswirkungen auf den Menschen ist bisher nur wenig bekannt.
Sicher ist hingegen: Je kleiner das Plastikpartikel ist, desto größer das Risiko der Aufnahme und die Anzahl der Tiere, die es konsumiert. Ist Mikroplastik erst in den Flüssen und dem Meer, kann es nicht wieder entnommen werden. Der Zustand der Meeresumwelt ist besorgniserregend und die Auswirkungen sind kaum abzuschätzen. Daher muss der vermeidbare Eintrag von Mikroplastik gestoppt werden.
Die Pfade für Mikroplastik in die Umwelt variieren je nach Eintragsquelle und müssen deshalb detailliert
betrachtet werden.
-
Reifenabrieb: Der Abrieb von Autoreifen gilt in Deutschland als größte Quelle für Mikroplastik. Während die kleinsten Partikel als Teil des Fein- oder Mikrostaubs über die Luft transportiert werden, verbleiben die größeren Teilchen zunächst auf der Straßenoberfläche. Dort können sie bei Regen als Straßenabfluss entweder in Böden, direkt ins Oberflächenwasser oder in die Kanalisation gespült werden. Je nach Kanalisationsart wird der Straßenabfluss direkt in Oberflächengewässer geleitet (Trennsystem) oder gemeinsam mit den Haushaltsabwässern zu den Kläranlagen befördert (Mischsystem).
-
Kunstrasen: Eine weitere große Quelle für den Eintrag von Mikroplastik ist das Kunststoffgranulat, das auf vielen Kunstrasenplätzen als Einstreumaterial eingesetzt wird. Dieses Granulat, kann an Schuhen und Kleidung der Sportler*innen hinausgetragen werden. Wird die Kleidung dann in der Haushaltswäsche gereinigt, gelangt das Granulat ins Abwasser. Außerdem kann durch Wind oder die Schneebeseitigung im Winter Granulat vom Platz in die Umwelt gelangen.
-
Textilien: Synthetische Kleidung wie beispielsweise Fleece, kann durch chemische und mechanische Einflüsse beim Waschen Mikroplastikfasern verlieren, die dann ins Abwasser gelangen.
Weiterführende Informationen: BUND-Hintergrundpapier: "Synthetische Fasern in Textilien"
-
Kosmetika: In Kosmetikprodukten finden Kunststoffe eine breite Anwendung und dienen vielen verschiedenen Funktionen. Während das Einsetzen fester Kunststoffkügelchen aus Polyethylen (Microbeads) als Schleifmittel in Peelings oder Duschgelen in den letzten Jahren zurückgegangen ist, werden diverse andere Kunststoffe weiterhin den Produkten hinzugefügt. Als Filmbildner, Emulsions- oder Bindemittel dienen sie unter anderem der Produktstabilität und können im Produkt auch in flüssiger, gel- oder wachsartiger Konsistenz vorliegen.
In deutschen Kläranlagen wird zwar ein großer Teil des Mikroplastiks herausgefiltert, jedoch können die Partikel nicht vollständig aus dem Abwasser entfernt werden. Das herausgefilterte Mikroplastik verbleibt im Klärschlamm, der wiederum auf Ackerflächen aufgebracht wird, wodurch das Mikroplastik erneut in die Umwelt gelangt.
Handeln Sie!
In vielen Bereichen sind Politik und Industrie zum Handeln aufgefordert. Aber auch Sie persönlich können aktiv werden.
Entscheiden auch Sie sich dazu, keine Körperpflegeprodukte mehr zu kaufen, die Kunststoffe enthalten. Hier können Sie sich unsere Produktliste herunterladen. Machen Sie Druck, indem Sie die Produkthersteller dazu auffordern, Kunststoffe, egal welcher Größe und Form, aus ihren Produkten zu nehmen.
Fragen und Antworten zu Mikroplastik

Unser FAQ verrät, wie Sie Mikroplastik und andere Kunststoffe entdecken und vermeiden können.
Kunststoff ist ein synthetisches Polymer, zusammengesetzt aus Makromolekülen, auf der Basis von Erdöl, Kohle oder Erdgas.
Mikroplastik sind feste, unlösliche, partikuläre und nicht biologisch abbaubare synthetische Polymere in einem Größenbereich von weniger als 5 Millimetern bis 1.000 Nanometer.
Mikroplastik wird unterschieden in primäres und sekundäres Mikroplastik. Als primäres Mikroplastik werden Partikel bezeichnet, die bei Eintritt in die Umwelt bereits im Größenbereich von Mikroplastik sind. Primäres Mikroplastik Typ A wird in diesem Größenbereich eingesetzt. Dazu gehören beispielsweise Partikel, die in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie eingesetzt werden. Primäres Mikroplastik Typ B entsteht während der Nutzungsphase. Hierzu gehören zum Beispiel der Abrieb von Autoreifen, oder Fasern aus synthetischen Textilien, die beim Waschen ins Abwasser gelangen. Sekundäres Mikroplastik entsteht bei dem Zerfall größerer Kunststoffteile im Verwitterungsprozess z.B. durch Wellenbewegung und Sonneneinstrahlung
Mikroplastik und andere Kunststoffe
Kunststoff findet nicht nur in Form von ungelöstem, festem Mikroplastik Verwendung in Kosmetikprodukten. Auch gelöste und flüssige Kunststoffe werden vielfach verwendet. Da der Begriff "Plastik" jedoch allgemein als ein Material in einem festen Aggregatzustand definiert ist, hat der BUND – etwa in seinem Einkaufsratgeber – mit dem Zusatz "und andere Kunststoffe" diesen Begriff für alle im Produkt gelösten und flüssigen Polymere ergänzt. Inwieweit die Kunststoffe bereits im Nanogrößenbereich vorkommen, kann aufgrund der Beschriftung z.B. bei Kosmetikprodukten nicht festgestellt werden. Daher hat der BUND sich für die Formulierung "Mikroplastik und andere synthetische Kunststoffe" entschieden.
Doch ob fest oder flüssig – der BUND lehnt die Verwendung aller synthetischer Polymere (Kunststoffe) in Kosmetikartikeln ab, weil diese – unabhängig von ihrer Formmasse – nicht biologisch abbaubar sind. Da nicht alle Umweltauswirkungen der Kunststoffe bekannt sind und ein nachträgliches Entfernen aus der Umwelt nicht möglich ist, muss gemäß des Vorsorgeprinzips verhindert werden, dass Kunststoffe in die Umwelt gelangen.
Synthetische Polymere (Kunststoffe) gelangen durch Abwasser, Regenwasser und Überschwemmungen in die Meere und werden auf diese Weise verfügbar für Meeresorganismen wie Zooplankton, Muscheln, Würmer, Fische und Säugetiere. Je kleiner die Kunststoffpartikel sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Aufnahme. Dies kann passiv durch Filtration geschehen oder dadurch, dass Lebewesen die Kunststoffpartikel mit Nahrung verwechseln oder Tiere fressen, die bereits Kunststoffe aufgenommen haben.
Die Auswirkungen der Aufnahme von Kunststoffen reichen von Gewebeveränderungen bzw. Entzündungsreaktionen und toxikologischen Auswirkungen bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen. Des Weiteren reichern sich Umweltgifte an der Kunststoffoberfläche an, welche bei der Aufnahme in den Organismus wieder freigesetzt werden können.
Die Kunststoffe aus den Produkten gelangen über die lokalen Abwässer in die Kläranlagen. Diese filtern sie nur bedingt heraus; ein Teil wird im Klärschlamm zurückgehalten und der andere Teil gelangt in die Meere.
Synthetische Polymere (Kunststoffe) werden in unterschiedlichen Größen und Formmassen eingesetzt – unter anderem als Pulver oder Lösung. Kunststoffe dienen als Peelingpartikel, Bindemittel, Filmbildner und Füllmittel in Duschgelen, Shampoos, Cremes und dekorativer Kosmetik.
Es ist für Konsument*innen nahezu unmöglich, aufgrund der Deklaration etwas über die Aufgabe bzw. die Form eines Kunststoffs in einem Produkt zu erfahren. In Einzelfällen können Sie im Internet weitere Informationen dazu finden. In der Regel werden Sie jedoch darauf angewiesen sein, im Geschäft nachzufragen oder sich direkt an den Hersteller zu wenden. Grundsätzlich gilt: Die Reihenfolge, in der Inhaltsstoffe auf der Verpackung gelistet sind, gibt Aufschluss über die Konzentration im Produkt (erste Stelle = höchste Konzentration).
Die Kosmetikverordnung sorgt derzeit nur für eine Deklarationspflicht aller verwendeten Inhaltsstoffe auf den Produkten. Leider gibt es nur wenige Kosmetikhersteller, die allgemein verständliche Erläuterungen zu den Inhaltsstoffen verwenden (Englisch-Deutsch). Vorgeschrieben ist die systematische englischsprachige Kurzform der exakten chemischen Bezeichnung auf dem Produkt (INCI). Eine Kennzeichnungspflicht für Kunststoffe wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer besseren Markttransparenz für Konsument*innen.
Viele Hersteller von Naturkosmetik verwenden Zuckertenside, Kieselsäure, Leinsamen und Heilerde aus eiszeitlichen Lößablagerungen in ihren Peelings. Alternativ können Sie auch Peelinghandschuhe verwenden oder Peelings aus Zucker, Honig und Salz selber herstellen.
Gerne würden wir Ihnen eine solche Positivliste zur Verfügung stellen. Nur leider ist die Markttransparenz nicht ausreichend und der Kosmetikmarkt zu schnelllebig, um zuverlässige Informationen zu gewährleisten.
Entsorgen Sie das Produkt im Ganzen im Hausmüll.
Aufgrund der großen Resonanz auf den BUND-Einkaufsratgeber haben einige Hersteller angekündigt, Ihre Produkte zu überarbeiten. Leider hat sich gezeigt, dass nicht alle Hersteller Ihrem Versprechen nachgekommen sind oder Ihre eigene Definition bezüglich der Umweltschädlichkeit bestimmter Kunststoffe haben. Als umweltschädlich werden oftmals nur die festen Mikroplastikpartikel betrachtet. Diese Auffassung der Hersteller deckt sich daher nicht mit der des BUND (siehe oben).