Wattenmeer: Wo das Land zweimal am Tag im Meer versinkt

Wer an die Nordseeküste kommt, sieht meist als erstes Schlick: das Wattenmeer. Geprägt durch die Gezeiten ist es ein dynamischer Lebensraum, der sich ständig verändert – und unseren Schutz benötigt.

Seehunde im Wattenmeer auf Wangerooge Seehunde im Nationalpark Wattenmeer auf Wangerooge  (Karen Kammer)

Der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählende rund 9.500 Quadratkilometer große Nationalpark Wattenmeer erstreckt sich vom Deich über die Dünen, die Salzwiesen, das Watt bis hin zu den vorgelagerten Inseln und noch ein kleines Stück darüber hinaus – fast die gesamte deutsche Nordseeküste entlang.

Das Wattenmeer ist geprägt durch die Gezeiten. Im Takt von 12 Stunden und 25 Minuten kommt und geht das Meer. Die Gezeiten schaffen so einen dynamischen Lebensraum, der sich andauernd verändert. Ständig tauchen neue Sandbänke auf und werden alte abgetragen. Zusätzlich bewirkt der Küstenstrom, dass die friesischen Inseln langsam Richtung Osten wandern.

Das pralle Leben im Boden, auf dem Boden und im Wasser

Geprägt von diesen Schwankungen von Wasser, Temperatur, Salz und Licht hat sich ein einmaliger üppiger Lebensbereich entwickelt. Rund 10.000 Arten von einzelligen Organismen, Pilzen, Pflanzen und Tieren – darunter Würmer und Muscheln, Fische, Vögel und Säugetiere – leben hier.

Jedes Jahr legen zehn bis zwölf Millionen Vögel auf der Durchreise von den Brutgebieten in Sibirien, Skandinavien oder Kanada zu ihren Überwinterungsgebieten in Westeuropa und Afrika eine Rast im Wattenmeer ein. Für diese weite Reise fressen sie sich hier Fettpolster an. Nur im Wattenmeer finden sie genug Nahrung, um die tausende Kilometer lange Reise unternehmen zu können.

Trilaterale Zusammenarbeit für das Wattenmeer

Salzwiese im Wattenmeer Salzwiese im Wattenmeer  (Karen Kammer)

Aufgrund des hohen Naturschutzwerts betreiben die Anrainerstaaten Niederlande, Deutschland und Dänemark den trilateralen Schutz des Wattenmeeres seit 1978 nach gemeinsam formulierten Zielen. Gemeinsame Regierungskonferenzen zum Schutz des Wattenmeers sind etabliert und 2009 wurde die Zusammenarbeit durch die Entscheidung der UNESCO, das Wattenmeer als Weltnaturerbe auszuzeichnen, gekrönt.

Seit 2018 hat Deutschland die Präsidentschaft der trilateralen Wattenmeerzusammenarbeit. Das gemeinsame Wattenmeersekretariat, "Common Wadden Sea Secretariat" (CWSS), in Wilhelmshaven unterstützt die drei Staaten in ihrer Zusammenarbeit. Zudem ist ein neues Partnerschaftszentrum in Wilhelmshaven geplant, um die Zusammenarbeit zu stärken und den Schutz des Wattenmeers voranzutreiben.

Im deutschen Teil des Wattenmeers ist nahezu die gesamte Watt- und Wasserfläche zwischen den Festlandmarschen und den Inseln als Nationalpark und Biosphärenreservat geschützt. Zum Teil sind auch unbesiedelte Bereiche der Inseln enthalten oder sie sind Naturschutzgebiet.

Bildergalerie: So schön ist das Wattenmeer

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Bedrohungen und Belastungen des Lebensraums Wattenmeer

Das Wattenmeer ist einer der produktivsten Lebensräume der Erde. Doch obwohl es als Naturschutzgebiet deklariert ist, ist es noch nicht ausreichend geschützt. Eine Anzahl an Faktoren bedrohen den Lebensraum Wattenmeer:

Was das Wattenmeer bedroht

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Fischerei

Die Fischerei im Wattenmeer ist teilweise nur unzureichend reguliert und entspricht nicht den Anforderungen an ein Naturschutzgebiet.

Sandabbau

Das Ausbaggern sowie Abladen von Sand und Schlick beeinflussen das Ökosystem massiv.

Öl- und Gasförderung

Die Förderung von Öl und das Suchen nach Gas stellen unter anderem durch ihre Verschmutzungen bzw. Lautstärke eine Belastung für das Wattenmeer und seine Bewohner dar.

Schifffahrt

Die Schifffahrt bringt ebenfalls Verschmutzung und Lärm ins Naturschutzgebiet und sollte besser reguliert und kontrolliert werden.

Klimawandel

Der Klimawandel bedroht durch einen Anstieg des Meeresspiegels die Küsten. Beim Küstenschutz ist es wichtig, dass dieser mit dem Naturschutz einhergeht statt ihm im Wege zu stehen.

Landwirtschaft

Die landwirtschaftliche Nutzung der eingedeichten Marschen muss im Einklang mit dem Naturschutz stehen und darf keine Nähr- und Schadstoffe in das Wattenmeer einbringen.

Tourismus

Der Tourismus in der Region muss nachhaltig sein und darf den Lebensraum Wattenmeer nicht bedrohen durch z.B. Lichtverschmutzung, Urlaubsverkehr und Freizeitaktivitäten (wie etwa Kitesurfen).

Ästiger Queller Eine typische Pflanze im Wattenmeer: Dieser ästige Queller gedeiht prächtig auf salzigen Sandböden.  (Karen Kammer)

Einige dieser Einflüsse bzw. die Kombination aus diesen führt zu Verschiebungen im Artenbestand: seien es Massenvermehrungen eingeschleppter Arten oder das Verschwinden empfindlicher Organismen. Neben auffälligen langfristigen Veränderungen gibt es auch schwer wahrnehmbare Beeinträchtigungen des Nährstoff- und Sedimenthaushaltes.

Es ist zu beobachten, dass sich die aktuelle Artenzusammensetzung des Wattenmeeres, insbesondere in Kombination mit eingeschleppten Arten und den Folgen der Klimaänderung, zusätzlich verändert.

Der BUND schützt das Wattenmeer

Seit über 100 Jahren sind Naturschutzverbände im Wattenmeer für den Erhalt dieses besonderen Lebensraums aktiv. Heute finden eine intensive naturschutzfachliche Betreuung und ausgeprägte Bildungsarbeit im Wattenmeer statt. Dazu gehören auch die BUND-Nationalparkhäuser, die hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Hauptziele der BUND-Aktivitäten im Wattenmeer sind:

  • Den trilateralen Meeresschutz von Seiten der Umweltverbände zu verstärken und zu festigen, da das Wattenmeer über die Grenzen hinaus als Ganzes geschützt werden muss. Mehr dazu im Aufruf "Call for Action" 2018.
  • Bildungs- und Besuchsangebote (=Informations- und Erlebnisangebote), die mit dem Schutzzweck vereinbar sind, sichern und ausbauen.
  • Nutzungen oder Gefährdung durch Einträge auszuschließen, die mit dem Schutzzweck des Gebiets unvereinbar sind.
  • Die natürliche Dynamik des Ökosystems für kommende Generationen der dort vorkommenden Lebewesen zu erhalten bzw. notwendige Rahmenbedingungen für diese zu schaffen.

Neue Leitart: Moorfrosch

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Nadja Ziebarth

Nadja Ziebarth

BUND-Meeresschutzbüro
E-Mail schreiben Tel.: (04 21) 7 90 02-32

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