Chemikalieneintrag: Gift im Meer

Wie an Land stellen Giftstoffe auch für die Meeresumwelt ein großes Problem dar.

Schiffsbug; Foto: Adlerauge / CC0 / pixabay.com Antifouling-Anstriche enthalten giftige Organo-Zinn-, Kupfer- und Organo-Stickstoff-Verbindungen, früher auch das inzwischen verbotene Tributylzinnhydrid (TBT).

Quellen für die schädlichen Stoffe sind hauptsächlich Einträge über die Flüsse, industrielle Abwässer, Landwirtschaft, Verklappung, Abbauprodukte von Müll und der Schiffsverkehr, besonders Schiffsunfälle und Antifoulinganstriche.

Bei den Giftstoffen wird unterschieden zwischen Schwermetallen, organischen Substanzen, radioaktiven Stoffen und Nährstoffen. Außerdem liegen noch große Mengen von Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Grund von Nord- und Ostsee, die auch heute noch eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen können.

Welche Substanzen sind besonders gefährlich?

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Schwermetalle: Viele Altlasten im Sand

Zu den häufigsten giftigen Schwermetallen zählen Quecksilber, Cadmium, Blei, Kupfer, Chrom, Nickel, Arsen und Zink. Die Schwermetalle im Meer stammen hauptsächlich aus industriellen Abwässern. Erfreulicherweise hat sich die Belastung durch neue Filter und Abwassertechniken innerhalb der letzten Jahre erheblich reduziert.

Die Gefährlichkeit dieser Metalle liegt darin, dass sie sich – einmal über die Nahrung aufgenommen – im Körper anreichern. Dort können sie die Funktion wichtiger Enzyme stören, krebserregend wirken oder Gewebe schädigen.

Heute sind die Altlasten von Schwermetallen das größte Problem. Gerade in den Sedimenten der Mündungsbereiche großer Flüsse finden sich hochkonzentrierte giftige Schwermetall-Cocktails.

Die Flussmündungen werden regelmäßig ausgebaggert, um künstliche Wassertiefen zu gewährleisten. Oft weist das Baggergut eine extrem hohe Schwermetallkonzentration auf und sollte als Sondermüll entsorgt werden. Dennoch wird es häufig ins Meer verklappt, wobei wieder ein Teil der Schwermetalle mobilisiert wird und in die Nahrungskette gelangt. 

Organische Substanzen: Risiken und Nebenwirkungen

Mit diesem Begriff sind fast alle kohlenstoffbasierten Substanzen und somit auch alle natürlich vorkommenden Moleküle beschrieben. Die meisten von ihnen sind harmlos und mehr oder weniger schnell abbaubar. Ausnahme bilden hier Gifte wie die Domoinsäuren, die von Algen produziert werden und sich über die Nahrungskette in viele verschiedenen Tieren anreichern können.

Auch die chemische Industrie stellt unzählige Substanzen her, deren Nebenwirkungen oft lange unerkannt bleiben. Bekanntestes Beispiel ist wohl das in der EU inzwischen verbotene Insektenvernichtungsmittel DDT. DDT und seine Abbauprodukte sind chemisch sehr stabil und reichern sich am Ende der Nahrungskette in den Tieren an. Sie wirken krebserregend oder verändern die Funktion von Hormonen. Dies hat bei vielen Raubvögeln zu einer so starken Verdünnung der Eierschalen geführt, dass die Eier unter dem Gewicht der Elternvögel zerbrechen. Bei einigen Fischen wirkt DDT auf das Geschlechthormon Östrogen ein und führt so zu einer verminderten Fruchtbarkeit.

Eine andere giftige Substanz ist TBT (Triubutylzinnhydrid), das als Antifoulinganstrich in Schiffsanstrichen verwendet wurde und inzwischen ebenfalls verboten ist. Es führt bei vielen Meeresschnecken zu Imposex. Das bedeutet, dass weiblichen Schnecken ein Penis wächst und so ihre Vermehrungsfähigkeit stark eingeschränkt oder vollständig behindert wird. Die Wellhornschnecke war aufgrunddessen in der Nordsee fast vom Aussterben bedroht.

Ein immer größeres Problem sind außerdem die unzähligen Substanzen, die bei der Zersetzung von Müll freiwerden. Ihre Wirkungen sind noch weitgehend unbekannt.

Radioaktive Substanzen: Langlebige Gefahrenherde

Radioaktiver Abfall entsteht nicht nur beim Betreiben von Atomkraftwerken und bei der Aufbereitung von Brennstäben. Auch in der Medizin, Forschung, Industrie und bei der Öl- und Gasförderung fallen erhebliche Mengen meist schwach radioaktiven Materials an.

Heute ist die Verklappung von Atommüll verboten. Dennoch gelangen von den Wiederaufarbeitungsanlagen für Kernbrennstäbe in La Hague (Frankreich) und Sellafield (Großbritannien) weiterhin viele Millionen Liter schwach radioaktive Abwässer in die Nordsee. Auch in die Ostsee sickern radioaktive Substanzen, meist Rückstände von Atomprojekten aus der Zeit des Kalten Krieges. Der größte Eintrag gelangte durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in die Ozeane.

Aufgrund ihrer Langlebigkeit sind die Radionuklide von Strontium, Cäsium, Uran und Plutonium besonders gefährlich. Sie reichern sich in den Organismen an und können dort Erbgutschäden verursachen. Folgen sind oft Missbildungen, Unfruchtbarkeit und Krebsgeschwüre. Erfreulicherweise sind die Konzentrationen radioaktiver Isotope in den Meeren deutlich zurückgegangen.

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Nadja Ziebarth

Nadja Ziebarth

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