Die Rote Liste der Lebensraumtypen sieht hierzulande ähnlich verheerend aus wie die der bedrohten Arten. Rund zwei Drittel der 863 in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen werden als gefährdet eingestuft oder sind gar von der Vernichtung bedroht. Ein gewichtiger Faktor der Zerstörung: der immense Flächenverbrauch.
Die tägliche Inanspruchnahme neuer Flächen pro Kopf liegt in Deutschland nach den neuesten Zahlen von 2023 bei 55 Hektar. Dadurch wird die Landschaft zunehmend zerschnitten und fragmentiert.
Mit der Zersiedelung wächst das Verkehrsaufkommen und die Infrastrukturkosten steigen. Unter dem Verlust von Naherholungsgebieten im Umkreis von Städten und Ballungsräumen leidet außerdem die Lebensqualität.Zudem verlieren Tiere und Pflanzen dringend benötigen Raum, in dem sie ungestört leben und sich fortpflanzen können.
Diese Qualitätsverluste können, wenn überhaupt, nur mit erheblichem Aufwand wieder rückgängig gemacht werden. Gerade auch die indirekten Flächenbeanspruchungen von Verkehrswegen, wie Zerschneidungseffekte und Lärm, tragen zu erheblichen Umweltbelastungen bei.
Der BUND fordert Null-Versiegelung
- Zusätzliche Versiegelungen müssen durch Rückbaumaßnahmen ausgeglichen werden. Etwa, indem Straßen, die nicht mehr benötigt werden, zurückgebaut und entwidmet werden, also den Status als "öffentliche Sache" verlieren.
Gründe für den Flächenverbrauch
Für den anhaltend hohen "Flächenfraß" gibt es verschiedene Ursachen: z.B. die sozioökonomische Entwicklung, die derzeitige Raumplanung und das staatliche Subventions- und Steuersystem. Daneben haben die spezifischen Flächenansprüche, unter anderem für Wohnen und Freizeit, massiv zugenommen.
So ist beispielsweise das Wohnen im Eigenheim im Grünen für viele Menschen ein Ideal. Dies wird auch vielfach staatlich begünstigt. Absurderweise zerstört dieser Wunsch als Massenerscheinung genau das, was man gewinnen will: die Nähe zur freien Natur.
Auch die Stellplatzverpflichtung ist nicht zeitgemäß. Durch Parkräume für Autos gehen für die innerstädtische Lebensqualität wertvolle Flächen verloren. Höhere Kosten für die Parkräume würden dem öffentlichen Nahverkehr erhebliche Vorteile bringen.
Nicht ständig auf der "grünen Wiese" bauen
Alternativ schlägt der BUND vor, nach dem Motto "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" zu verfahren: Vorhandene Strukturen (Brachen, Bausubstanz etc.) in den Gemeinden sollten nachhaltig genutzt werden statt immer neue Flächen auf der "grünen Wiese" auszuweisen.
Eine solche Planungspolitik bietet attraktive und anspruchsvolle Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von Wohnen, Arbeiten, Handeln und Freizeit. Auch für die Mobilität ist es sinnvoll, die vorhandene Verkehrsinfrastruktur zu nutzen und weiter zu optimieren, statt neue Siedlungs- und Gewerbeflächen aufwändig, kostspielig und umweltzerstörend zu erschließen.