Auf der COP28 im Jahr 2023 wurde im Rahmen der ersten Globalen Bestandsaufnahme erstmals eine Abkehr von allen fossilen Energieträgern beschlossen. Das Energiepaket hat außerdem das Ziel, die weltweite Energieeffizienz bis 2030 zu verdoppeln sowie die Kapazitäten für erneuerbare Energien im selben Zeitraum zu verdreifachen. Die Verhandlungen auf der COP29 müssen nun entscheidene Weichen Stellen, um diese Ziele in die Tat umzusetzen.
Nationale Klimaziele stärken
Ein Kernelement des Pariser Klimaabkommens sind die Nationalen Klimaschutzbeiträge (englisch: Nationally Determined Contributions, kurz NDCs), die alle Vertragsstaaten regelmäßig einreichen müssen. In den NDCs wird unter anderem dargelegt, mit welchen Maßnahmen die Staaten die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad begrenzen wollen. Dabei sollen die Ambitionen mit jeder neuen Runde gesteigert werden. Spätesten im Jahr 2025 müssen alle Vertragsstaaten ihre neuen NDCs einreichen. Dabei ist eine Steigerung der Ambitionen dringend nötig: Aktuelle Projektionen gehen von einer Erwärmung von 2,1 bis 2,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus, mit katastrophalen Folgen für Menschen und Umwelt. Der BUND fordert, dass sich die Bundesregierung innerhalb der EU für ein ambitioniertes und gerechtes NDC stark machen muss, das die 1,5 Grad Obergrenze einhält und der historischen Verantwortung gerecht wird.
Klimafinanzierung ausbauen
Mit dem drastischen Voranschreiten der Klimakrise ist eine starke und gerechte Finanzierung wichtiger denn je. Die Finanzierung wird für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, für die Anpassung an die Auswirkungen der Klimakrise und für den Ausgleich von Schäden und Verlusten gebraucht. Bislang galt das Ziel, dass im Zeitraum von 2020 bis 2025 insbesondere die wohlhabenden Industriestaaten jährlich mindestens 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen. Dieses Ziel geht jedoch an den tatsächlichen Bedarfen vorbei und wurde zudem erst verspätet eingehalten. Darüber hinaus braucht es dringend eine Verdopplung der bisherigen Gelder zur Anpassung sowie eine ausreihende finanzielle Ausstattung für den Fonds für Schäden und Verluste. Die Bundesregierung muss sich innerhalb der Verhandlungen für eine ambitionierte und gerechte Ausgestaltung des neuen Finanzierungsziels einsetzen. Dazu gehört auch eine Steigerung der deutschen Finanzzusagen: Die bisher zugesagten Milliarden Euro jährlich sollten zunächst ab 2025 auf acht bis zehn Milliarden jährlich steigen.
Stärkung der Zivilgesellschaft
Der BUND setzt sich seit vielen Jahren gemeinsam mit Projektpartnern in Kolumbien, Georgien und der Ukraine für eine Stärkung der Zivilgesellschaft ein. Alle Informationen dazu finden Sie hier.
Keine Scheinlösungen
Kein Platz für Scheinlösungen! Der BUND setzt sich bei den UN-Verhandlungen, aber auch auf der nationalen Ebene, konsequent gegen Greenwashing und Scheinlösungen wie CCS ein.
FAQ zu den UN-Klimakonferenzen
Die Weltklimakonferenz tritt jährlich zusammen, immer in einem anderen Land. Auf Einladung der Vereinten Nationen debattieren rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Erderhitzung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann. COP steht kurz für "Conference of the Parties", also die Konferenz der Parteien – gemeint sind jene Staaten, die die sogenannte Klima-Rahmenkonvention unterschrieben haben.
Erste Weltklimakonferenzen gab es schon Ende der 70er und in den 80er Jahren. Die erste "COP" unter dem Dach der Klima-Rahmenkonvention fand 1995 in Berlin statt. Deutsche Verhandlungsführerin war damals Angela Merkel, als Umweltministerin unter Kanzler Helmut Kohl. Schon vor mehr als 25 Jahren setzte sich der Gipfel das Ziel, verbindlich festzuschreiben, bis wann und wie stark weltweit der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase reduziert werden soll. Die Wissenschaft hatte zuvor gewarnt: Zu viele Treibhausgase in der Luft, also vor allem Kohlendioxid (CO2) und Methan, sorgen dafür, dass sich die Erde immer weiter aufheizt und teilweise unbewohnbar werden könnte.
Kernergebnisse der Verhandlungen
- Ein Durchbruch auf der COP27 in Ägypten war die Entscheidung zur Einrichtung eines Fonds für die Schäden und Verluste, die durch die Klimakrise entstehen. Ein wichtiger Erfolg der COP28 war, dass dieser Fonds bereits am Anfang der Verhandlungen funktionstüchtig gemacht wurde. Doch nun muss dieser mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet werden. Die bisherigen Zusagen sind ein Tropfen auf den heißen Stein in Relation zu den 400 Milliarden Dollar, die mindestens jährlich benötigt werden.
- Obwohl die UN-Klimaverhandlungen inzwischen seit fast drei Jahrzehnten stattfinden und der kolossale Einfluss von fossilen Energieträgern auf das Klima unumstritten bekannt ist, wurde erst auf der COP26 im Jahr 2021 erstmals Kohle im Abschlussdokument erwähnt. Somit kann es als ein enormer Fortschritt gewertet werden, dass auf der COP28 ein Übergang weg von allen fossilen Energieträgern im Energiesektor beschlossen wurde. Darüber hinaus fordert das Energiepaket eine Verdreifachung der globalen Kapazitäten für erneuerbare Energien sowie eine Verdopplung der Energieeffizienz. Dies sind wichtige Bausteine für eine globale Energiewende. Jedoch gibt es auch deutliche Vorbehalte: zum einen lassen die Entscheidung große Schlupflöcher für unausgereifte Technologien wie CO2 Abscheidung und -lagerung (CCS) und andere Scheinlösungen wie Emissionsausgleich (Carbon Offsetting) oder Atomkraft, die nicht zu den benötigten drastischen Emissionsminderungen führen. So besteht das Risiko, dass der so wichtige konsequente Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern verschleppt wid. Es ist ein Freifahrtschein für die fossile Industrie, die das Ergebnis der COP28 feierte. Zudem können die gesteckten Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz nur ihre Wirkung entfalten, wenn sie von konkreter und ausreichender finanzieller Förderung hinterlegt sind.
- Nur wenige Wochen nach Ende der COP28 gab es bereits neue herausfordernde Nachrichten für das Klima: 2023 gilt als wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, und es besteht das Risiko, dass die 1,5 Grad Marke bereits zur Mitte des Jahrzehnts erstmals überschritten wird. Unter diesen Vorzeichen findet im Jahr 2024 die COP29 in Aserbaidschans Hauptstadt Baku statt. Damit hält bereits zum dritten Mal in Folge ein Staat die Präsidentschaft der Klimakonferenz, das Menschenrechte einschränkt und den Handlungsspielraum der Zivilgesellschaft stark beschneidet. Zudem ist der designierte Präsident der COP29, Mukhtar Babayev, ein ehemaliger Manger des staatlichen Öl-Unternehmens SOCAR. Damit hat er etwas gemeinsam mit dem Präsidenten der COP28, der während seiner Amtszeit als COP-Präsident den Vorsitz der nationalen Ölgesellschaft Adnoc innehatte.