Porträt des Auenprojekts des Angelvereins Alandstrand Wanzer

Der Unabhängige Angelverein Alandstrand Wanzer e.V. im Gespräch.

Abgrabungsgewässer in der Hohen Garbe. Foto: Lars Fischer Das künstlich entstandene Abgrabungsgewässer in der Hohen Garbe. Eine ökologische Aufwertung könnte den Fischbesatz verbessern käme so auch den Anglern zu Gute.  (Lars Fischer)

"Es braucht ein Wassermanagement für die Garbe" 

Wanzer: Komme, was da wolle, sein Pachtgewässer in der Hohen Garbe wird der Unabhängige Angelverein Alandstrand Wanzer e.V. zugunsten des Naturschutzes nicht aufgeben. Daran lassen die Männer vom Vorstand des Vereins keinen Zweifel. Das gut vier Fußballfelder große Baggerloch, wie sie das künstliche Gewässer unweit des Hochwasserschutzdeiches nennen, haben sie von dem Landwirt gepachtet, der die umliegenden Wiesen als Grünland für seine Weiderinder nutzt. Es ist kein lauschiger See mit Schilfzonen und Schatten spendenden Uferbäumen, sondern ein zu DDR-Zeiten entstandenes, nüchtern rechteckiges Abgrabungsgewässer – aber ruhig gelegen. Die sich um die Hohe Garbe windende Elbe sollte hier an der innerdeutschen Grenze einen übersichtlichen Verlauf bekommen und begradigt werden. Allein das Baggerloch ist von diesen Plänen geblieben – zum Glück für die Elbe, wie auch für die Angler.

Wenn die Angler hier oder am Aland, an dem sie einen weiteren Flussabschnitt gepachtet haben, nicht auf Hecht, Aal oder Brasse gehen, treffen sie sich an der Freiwilligen Feuerwehr, dem Zentrum des Vereinslebens in Wanzer. In einem kleinen Anbau zum Gerätehaus hat sich der Verein eingerichtet. Hier wird geredet und diskutiert. Die "Grünen" und der "Naturschutz" kommen in diesen Diskussionen nicht gut weg: Niemand habe etwas gegen fünf Kormorane, sagen sie, aber ab 50 würden sie zur Plage und hackten unnütz die Fische an. Ähnliches gelte auch für die Gänse, 50 seien kein Problem, aber versammelten sich 5.000 seien es zu viel.

Was hier an Tonnen Gänsekot als Nährstoff in die kleinen Gewässer eingebracht würde, das sei nicht gut, dagegen sei der Dünger aus der Landwirtschaft ein Klacks. Und mit dem Wolf geschähe in ihren Augen dasselbe, auch er werde zur Plage werden. "Wir hatten doch Natur hier, die Grünen machen es kaputt", so der Tenor.

Wer kümmert sich eigentlich?

Mitglieder des Angelvereins. Foto: Lars Fischer Mitglieder des Angelvereins sprechen mit Fischereibiologen, Mitarbeitern des Projektes "Lebendige Auen für die Elbe".  (Lars Fischer)

All den allgemeinen Klagen zum Trotz haben sich die Angler über die Jahre mit dem Naturschutzgebiet Garbe-Aland-Niederung und den damit einhergehenden Einschränkungen bei der Nutzung und Betretung der Flächen abgefunden. Sie kommen an ihr Gewässer, das ist die Hauptsache. Da der Angelverein im Baggerloch keinen aktiven Fischbesatz betreibt – "beim nächsten Hochwasser schwimmen die alle wieder raus und ab in die Elbe" – gibt es, was die Bewirtschaftung des Gewässers betrifft, keine besonderen Berührungspunkte mit dem Naturschutz. Der Gänsehaken, ein etwas größeres Brackwasser in den Wiesen nahe am Elbufer, sei, wie die anderen Brackwasserstellen, ohnehin nicht wirklich befischbar. Der Aal fände dort nichts zu fressen. Bis auf das generelle Angelverbot am Elbufer habe sich für die Angler kaum etwas verändert. Die Gründe des Verbots könnten sie indes nicht nachvollziehen – auf der Brandenburger Seite sei das Angeln im Fluss doch erlaubt.

Was die Angler jedoch ärgert ist, dass sich der Naturschutz nicht wirklich um sein Schutzgebiet kümmere. Ginge es zum Beispiel darum, die Naturschutzregeln auch durchzusetzen, stünde man allein da. Ein Angelverbot am Elbufer oder das Betretungsverbot abseits der öffentlichen Wege für alle außer den Flächeneigentümern, Pächtern und Vertretern des Natur- und Hochwasserschutzes zum Beispiel, brauche man doch nicht verhängen, wenn man es nicht auch durchsetze. In der Vergangenheit seien immer wieder auch völlig fremde Leute, etwa aus Hannover oder Wolfsburg, hier zum Angeln aufgeschlagen, hätten gecampt und Feuer gemacht. Da lasse sich niemand von der Schutzgebietsverwaltung sehen. "Letztendlich sind wir es, die alles wieder sauber machen und pflegen… Oder wenn doch an der Elbe geangelt wird, da gehst du dann doch hin und sagst, dass das so nicht geht… Dann müssen wir uns noch den Ärger von anderen Anglern anhören. Das ist eigentlich nicht unser Bier." Der Verein zahle nicht wenig Pacht für seine Gewässer, am Aland 400 Euro für einige Hundert Meter, da sollten sich auch alle an die Regeln halten.

"Wir brauchen ein Wassermanagement!"

Giebel. Foto: Lars Fischer Dieser ins Netz gegangene Giebel war für viele Angler eine Überraschung. Der Giebel ist für Laien leicht mit dem Karpfen zu verwechseln.  (Lars Fischer)

Vom Angeln an ihrem Pachtgewässer in der Garbe oder am Aland wollen sie niemanden abhalten. Wer angeln möchte, könne beim Verein eine Angelkarte oder eine Tageskarte erwerben. Dann werden ihm auch die Regeln erklärt, die es einzuhalten gilt. "Da muss Ordnung sein." Anfang der 90er Jahre habe es sogar einen kleinen Angeltourismus in Wanzer gegeben. "Die haben hier geschlafen und Geld gelassen – besser als die Radfahrer!" Aber diese Zeiten seien vorbei. Damals waren auch das "Melkstandloch" und das "Badeloch" in den Alandwiesen noch gute Angelgewässer gewesen. Aber die bekämen, seit es die neuen Deiche am Aland gibt, zu selten neues Wasser. Auch der Kleine und Große Püßsee – hier sollen im 14. Jahrhundert mal die Püßdörfer gestanden haben – würden nach und nach verlanden bzw. seien voll von Krebsscheren. Am Achterberg gebe es noch ein Gewässer, das mit ausreichend Wasser über die Wiesen versorgt werde. Hier lohne der Besatz mit Karpfen.  Aus der Sicht der Angler "braucht es ein abgestimmtes Wassermanagement"  für die Garbe-Aland-Niederung, wenn die Gewässerqualität besser werden soll. "Technisch eingerichtet ist alles." In nur einer Hand sollte das nicht liegen, so die Angler – und schon gar nicht in der von den "Grünen".

Mit großer Skepsis verfolgen sie die Bemühungen des Naturschutzes, die Wasser der Elbe wieder frei durch die Hohe Garbe strömen zu lassen und Teile der Hohen Garbe als Kernzone des Biosphärenreservats gänzlich aus der Nutzung zu nehmen. Ihr Baggerloch wollen sie in jedem Fall weiter beangeln und pflegen. Bietet sich die Möglichkeit, das Gewässer ökologisch aufzuwerten und für die Rinder, die jetzt an vielen Stellen ans Gewässer kommen, obwohl sie dies nicht sollten, eine Tränke einzurichten: Die Angler vom Unabhängigen Angelverband Alandstrand e.V. wären wohl dabei und würden Acht geben, was daraus wird.

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Schwarzstorch; Foto: D. Damschen Zur Auentour-App

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