Auen sind natürliche Überflutungsflächen von Flüssen, geprägt durch das Kommen und Gehen des Wassers. Diese hohe Dynamik gestaltet ein reichhaltiges Mosaik unterschiedlichster Lebensräume, so dass hier auf engem Raum zahlreiche seltene und teils bedrohte Pflanzen und Tiere vorkommen.
Allerdings stehen unseren Flüssen in Deutschland nur noch rund ein Drittel ihrer ehemaligen Überflutungsflächen zur Verfügung. Davon sind knapp neun Prozent intakt; von dem einst prägenden Auwald ist nur noch rund ein Prozent übriggeblieben. Wir arbeiten daran, diese wertvollen Lebensräume und ihre wichtigen Ökosystemleistungen wiederherzustellen.
Das sind unsere Ziele und Aufgaben im Auenzentrum:
- Visionen umsetzen: BUND-Projekte für lebendige Flüsse und Auen
- Synergien schaffen: gut für Klima, Artenvielfalt und uns Menschen
- Neues wagen: von der Forschung in die Praxis
- Netze spannen: Lebensräume und Menschen verbinden
- Gemeinsam wirken: Auenwerkstätten für Beteiligung und Austausch
- Menschen begeistern: Flussauen als ideale Lern- und Erlebnisorte
Unsere Projekte für intakte Flusslandschaften
Eine unserer zentralen Aufgaben ist es, bundesweit bedeutsame Modellvorhaben zur Revitalisierung unserer Flüsse und ihrer Auen zu entwickeln und umzusetzen. So sorgen wir dafür, dass Flussauen wieder natürlich überflutet werden, pflanzen neue Auwälder und legen Tümpel für Rotbauchunke und Weißstorch an. Wie das erfolgreich gelingen kann und warum auch wir Menschen davon profitieren, untersuchen wir gemeinsam mit unseren Partner*innen aus Forschung und Praxis.
Aktuelle Projekte
Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg sollen sich südöstlich von Wittenberge rund 211 Hektar Aue wieder natürlich entwickeln können. Dafür untersuchen wir zunächst die Rahmenbedingungen, also etwa den Einfluss von wiederbelebten Flutrinnen und neuem Auwald auf das Hochwasserrisiko, die Schadstoffbelastung des künftigen Erdaushubes sowie die Bedarfe der Anwohnenden. Die Ergebnisse sind Grundlage für ein nachfolgendes Projekt, in welchem dann konkrete Maßnahmen für eine naturnahe Aue in dem Gebiet umgesetzt werden.
Unsere Ziele:
- Wir untersuchen die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Auenentwicklung zwischen Elbe-Kilometer 431 und 446.
- In einer Auenwerkstatt binden wir die regionalen Akteursgruppen und die Anwohnenden in das Vorhaben ein.
- Wir klären zentrale Fragen zur Balance zwischen Naturschutz und Hochwasservorsorge.
- In Kooperation mit dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung entwickeln wir konkrete Maßnahmen zur Wiederherstellung wertvoller Auenlebensräume.
Fakten zum Projekt
Laufzeit: 01.07.2024 bis 30.06.2026
Förderung: Bundesprogramm Blaues Band Deutschland durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.
Projektpartner: Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg
Als Umsetzungspartner in diesem Forschungsprojekt fördern wir Hartholz-Auenwald als Lebensraum im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. Mit Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit informieren wir zu den neuesten Forschungsergebnissen über den Wert von Auenwäldern, besonders für den Klimaschutz.
Das sind die zentralen Ziele:
- Wir wollen geeignete Flächen ermitteln und erwerben, um Hartholzauenwälder neu anzulegen und weiterzuentwickeln.
- Wir wollen auf Basis der Forschungsergebnisse Pflanzkonzepte entwickeln, die an die Klimaveränderungen angepasst sind.
- Wir wollen mehr darüber wissen, wie sich eine typische Krautschicht in jungen Auenwäldern entwickelt.
- Wir wollen neue Bildungskonzepte für Schüler*innen und Studierende zur integrativen Landnutzung entwickeln und erproben.
- Wir wollen die breite Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, wie wichtig Hartholzauenwälder für Natur- und Klimaschutz sind.
Fakten zum Projekt:
- Laufzeit: 2/2017 bis 1/2023
- Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Forschung für Nachhaltige Entwicklungen (FONA) sowie Drittmittelgeber
- Verbundpartner: Universität Hamburg, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, Technische Universität Berlin, Loki Schmidt Stiftung
Die Garbe-Niederung umfasst neben dem wertvollen Auenwald der Hohen Garbe auch den angrenzenden Polder mit artenreichen Auenwiesen und vielen Gewässern. Bis Ende 2022 wollen wir in der Hohen Garbe den Wasserhaushalt weiter verbessern und im Polder gemeinsam mit den Landnutzer*innen auentypische Tiere und Pflanzen fördern.
Das sind die Aufgaben im Detail:
- Wir wollen weitere Flutrinnen in der Hohen Garbe reaktivieren (siehe "Lebendige Auen für die Elbe").
- Wir wollen artenreiche Grünländer sowie Wiesenbrutvögel im Garbe-Polder erhalten und fördern, in Kooperation mit Land- und Wasserwirtschaft.
- Wir wollen Auengewässer erhalten und entwickeln.
- Wir wollen über die biologische Vielfalt in einer Aue informieren und die Menschen dafür begeistern.
Fakten zum Projekt:
- Laufzeit: 1/2021 bis 12/2022
- Unterstützung: Deutsche Postcode Lotterie
Ziel war es, die Hohe Garbe als seltenen und wertvollen Hartholzauenwald an der Elbe zu erhalten und weiterzuentwickeln. Dieses Vorhaben haben wir unter Beteiligung regionaler Interessengruppen und Anwohner*innen umgesetzt und eine breite Öffentlichkeit für die Schönheit und den Wert von Auenwäldern begeistert.
Das sind die größten Erfolge:
- Durch Schlitzung eines alten Deiches und die Reaktivierung von Flutrinnen ist die 420 Hektar große Garbe wieder mit der Dynamik der Elbe verbunden.
- Der Auenwald der Hohen Garbe kann sich in Zukunft natürlich, ganz ohne menschliche Eingriffe entwickeln und hat sich sogar um 40 Hektar auf 225 Hektar vergrößert. Starthilfe gab die Pflanzung von 14.000 Bäumen und Sträuchern.
- Wir haben eine alte Nebenrinne ausgebaggert und Kleingewässer neu angelegt und aufgewertet und dadurch die auentypische Vielfalt gefördert.
- Wir haben mit attraktiven Naturerlebnisangeboten die nachhaltige Regionalentwicklung gestärkt und ein Netzwerk von Unterstützer*innen an der Elbe gewonnen.
Fakten zum Projekt:
- Laufzeit: 11/2012 bis 10/2021, anschließend Evaluation
- Förderung: Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie Drittmittelpartner
- Projektpartner: BUNDstiftung, WWF-Aueninstitut im Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Technische Universität Berlin (Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung), Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Mitten im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe hat das Auenzentrum die erste große Deichrückverlegung in Deutschland umgesetzt und Hochwasservorsorge mit Naturschutz verbunden. Aktuell ermitteln wir in Erfolgskontrollen, wie sich die wieder erlangte Auenlandschaft entwickelt und welche Arten profitieren.
Das sind die bislang größten Erfolge:
- Wir haben 420 Hektar neue Überflutungsfläche für die Elbe geschaffen und dadurch die Hochwassergefahr in der Region deutlich reduziert.
- Es hat sich eine lebendige Auenlandschaft mit seltenem Auenwald und Auengewässern entwickelt, in der zahlreiche Arten Lebensraum finden.
- Die vielfältige Auenlandschaft ist ein Besuchermagnet geworden und trägt dazu bei, die Region nachhaltig touristisch zu entwickeln.
Fakten zum Projekt:
- Laufzeit: 2002 bis 2011, Evaluation bis 2023
- Förderung: Bundesprogramm Chance.Natur durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie Drittmittelpartner
Das größte Altwasser Deutschlands, die Dornburger Alte Elbe, soll wieder zum Leben erweckt werden. Seltene Arten wie Rotbauchunke und Grüne Mosaikjungfer kommen hier vor, sind aber von der akuten Verlandung des Gewässers bedroht. Im Umfeld der Stadt Magdeburg informieren wir Anwohner*innen und Gäste über die Besonderheiten des Natura-2000-Gebiets.
Das sind die zentralen Ziele:
- Wir wollen Freiwasserflächen und die notwendigen Wassertiefen wiederherstellen, u.a. durch Entschlammung, um beispielsweise Kranichbrutplätzen zu erhalten.
- Wir wollen den Bestand an Weichholz-Auenwald feststellen und Maßnahmen entwickeln, den Wald zu schützen und zu erhalten.
- Wir wollen Umweltbildungsangebote für Kinder und Jugendliche sowie naturkundliche Führungen und Spaziergänge im Projektgebiet durchführen.
Fakten zum Projekt:
- Projektlaufzeit: 1/2017 bis 6/2022
- Förderung: der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)
- Durchführung durch das Projektbüro in Magdeburg in enger Kooperation mit dem BUND Landesverband Sachsen-Anhalt
Menschen begeistern für naturnahe Auen
Das BUND-Auenzentrum hat seinen Sitz auf der Burg Lenzen, mitten im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Die denkmalgeschützte Burg beherbergt auch das BUND-Besucherzentrum und bietet mit dem Ahead-Burghotel optimale Tagungsmöglichkeiten. Mit regelmäßigen Veranstaltungen für kleine und große Fluss-Akteure werben wir für die Bedeutung und den Schutz von Flussauen und begeistern für ihre wilde Schönheit.
Die Vernetzung und der Wissenstransfer zwischen Öffentlichkeit, Politik, Forschung und Praxis ist uns ein weiteres wichtiges Anliegen. Dazu stehen wir im ständigen Austausch mit anderen Verbänden und Vereinen, wissenschaftlichen Instituten und Behörden.
Für die breite Öffentlichkeit bietet das Auenzentrum vielseitige Informationen zu naturnahen Flussauen. Mit unserer "Auenwerkstatt" haben wir ein ideales Austauschforum entwickelt, um kontinuierlich mit Anwohner*innen und regionalen Akteur*innen zu Naturschutzmaßnahmen in Kontakt zu sein. Dazu gehören Informationsveranstaltungen und -materialien sowie Exkursionen in Projektgebiete.
Auenlebensräume hautnah erleben
Besucher*innen können rund um die Burg Lenzen die Vielfalt und Schönheit einer Fluss- und Auenlandschaft erfahren: Vom BUND-Besucherzentrum führen spannende Exkursionen zu Fuß, per Rad und im Kanu in die Elbtalaue. Ergänzend bieten Ausstellungen in den historischen Gemäuern der Burg sowie das AuenReich im Burgpark einen idealen Einstieg in das Thema Fluss und Auenschutz.
Bildungsangebote im Projekt "Lebendige Auen für die Elbe"
Weitere Angebote
Auen entdecken!
Zur Auentour-AppAktuelle Publikationen
- Warum wir mehr Auenwald brauchen
- Dürren und Hochwässer – Zwei Gesichter der Klimakrise. 16 Punkte für eine wirksame politische Antwort
- Lebendige Auen für die Elbe: Vielfalt schaffen – Menschen begeistern (Broschüre)
- Für Flüsse und Menschen: Das BUND-Auenzentrum
- Die Elbe im Jahr 2050 – Bericht aus der Zukunft