Erhebliche Potenziale bei der Produktion und Vermarktung effizienter Produkte bleiben ungenutzt. Zwar gelten europäische Verordnungen, die Mindeststandards für den Energieverbrauch von Produkten festlegen und bestimmen.
Sie schrieben auch vor, dass immer mehr Produkte Effizienzlabels tragen müssen und welche Schwellenwerte für die Effizienzklassen gelten sollen. Allerdings sind die Vorgaben häufig nicht ambitioniert genug und reagieren nicht schnell genug auf die Entwicklungen des Marktes.
Die europäischen Effizienzvorgaben verschärfen sich immer stufenweise. Häufig verändert sich jedoch mit der ersten Stufe gar nichts, weil das Angebot am Markt sowieso schon den neuen Anforderungen entspricht, wenn die Verordnung in Kraft tritt.
Verbraucher*innen können sich außerdem nicht automatisch sicher sein, ob sie mit einem A- oder A+-Gerät ein Spitzenprodukt kaufen (zum Beispiel bei Fernsehgeräten) oder ein Gerät, dass sich gerade so an der untersten Grenze des zugelassenen Effizienzstandards bewegt (zum Beispiel bei Kühlgeräten).
Die Industrie verliert den Ansporn, noch effizientere Geräte herzustellen, wenn sie damit die Grenze der zugelassenen Effizienzklassen sprengen und auf unverständliche Auszeichnungen wie "A+++ minus 20%" ausweichen müssen.
Die Top-Runner-Strategie: Das Beste von heute wird zum Standard von morgen
Ein Top-Runner-Ansatz soll dies ändern. Nach japanischem Vorbild werden dabei nicht einfach nur die schlechtesten Geräte vom Markt verbannt. Kurz gesagt wird stattdessen ein Wettlauf angeregt, in dem das beste Produkt, das zum Zeitpunkt der Verhandlungen am Markt verfügbar ist, zum Mindeststandard innerhalb weniger Jahre festgelegt wird. Erreicht der Markt schon früher das neue Effizienzniveau, wird zügig nachgesteuert.
In Brüssel laufen die Verhandlungen zur Reform der Richtlinien für Ökodesign und Verbrauchskennzeichnung. Die Bundesregierung unterstützt eine Dynamisierung der Vorgaben, geht in ihren Vorschlägen jedoch nicht weit genug. Die besten Standards von heute nützen morgen nichts, wenn sie nicht effektiv überwacht, automatisch angepasst und durch intelligente Energielabels an die Verbraucher*innen kommuniziert werden.
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Top-Runner-Strategie für Deutschland
Die Bundesregierung vernachlässigt nach wie vor die Möglichkeiten, den Wettlauf um mehr Effizienz im eigenen Land anzuheizen. So verstecken sich weiterhin viele Stromfresser in deutschen Haushalten, Betrieben und den Schaufenstern der Elektromärkte, weil die Anschaffung eines Spitzenproduktes schlichtweg zu teuer ist. Die Einsparungen, die über die Lebenszeit eines Gerätes erzielt werden könnten, sind vielen Verbraucher*innen nicht bewusst. Damit gefährdet die Regierung ihr selbst gesetztes Einsparziel: zehn Prozent weniger Strom bis 2020!
Prämien für den Tausch ineffizienter Geräte gegen hocheffiziente Produkte und die Ausweisung von Stromkosten, die beim Kauf eines Produkts im Laufe der Nutzung erzeugt werden, könnten dazu beitragen, das Einsparziel wieder in greifbare Nähe zu rücken.
Bei der Entscheidung, ein Gerät auszutauschen, sollten neben dem Energieverbrauch auch die verbrauchten Ressourcen bei der Herstellung des Neugeräts eine Rolle spielen. Derzeit existiert in Deutschland jedoch für den Großteil der Produkte keine Label, die Faktoren wie z.B. Wasser- oder Rohstoffverbrauch bei der Herstellung angemessen berücksichtigen. Deshalb beschränkt sich unsere Top-Runner-Betrachtung lediglich auf den Energieverbrauch.
Mit einem Energiesparfonds ließen sich solche und weitere Programme realisieren. Ein Gewinn fürs Klima und die Verbraucher*innen!