Effiziente Produkte zahlen sich aus

Die bunten Aufkleber auf Fernsehern oder Waschmaschinen, die angeben, wie effizient ein Produkt ist und wie viel Energie es verbraucht, kennt mittlerweile wohl jede*r Verbraucher*in. Doch ein Energielabel allein reicht nicht, um die Energieeffizienz von Produkten zu erhöhen. Die Politik muss viel mehr tun, um den Stromverbrauch zu senken.

Netzschalter; Foto: TBIT / CC0 / pixabay.com  (TBIT / pixabay.com)

Im Energiekonzept der Bundesregierung vom Herbst 2010 steht: Bis 2020 sollen zehn Prozent weniger Strom verbraucht werden als 2008. Von diesem Ziel sind wir allerdings noch meilenweit entfernt. Die Bundesregierung macht keine Anstalten, notwendige Maßnahmen zu verabschieden.

Dabei ist der weltweite Stromverbrauch für fast die Hälfte aller CO2-Emissionen verantwortlich. Je schneller wir ihn senken, desto schneller kann er durch 100 Prozent erneuerbare Energien gedeckt werden. Klimaschutz und Energiewende sind nicht denkbar, wenn wir nicht endlich mit der Stromverschwendung Schluss machen!

Das muss die Politik aus BUND-Sicht für energiesparende Produkte tun:

  • Sich auf europäischer Ebene für eine echten Top-Runner-Ansatz einsetzen, der sparsame Geräte zum Standard macht.
  • Ein nationales Top-Runner-Programm starten, das hilft, Energieschlucker in Deutschland durch die effizientesten und ökologischsten Geräte zu ersetzen – in Haushalten, Gewerbe und Industrie.
  • Einen Energiesparfonds schaffen, der Energiesparprogramme organisiert und finanziert und somit Energiesparer*innen in Deutschland auf die Sprünge hilft.

Doch auch bevor die Bundesregierung aktiv wird, können Sie als Endverbraucher*in in Ihrem Haushalt oder Ihrem Unternehmen konkret Strom sparen. Wir helfen Ihnen dabei mit unseren Energiespartipps.

FAQ zu Ökodesign und Energielabel

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Wozu dient die Energieverbrauchskennzeichnung bzw. das Energielabel?

1998 wurde erstmalig die EU-Energieverbrauchskennzeichnung – auch Energielabel genannt – in Europa eingeführt. Ziel der Kennzeichnung ist es, die Effizienz von energieverbrauchsrelevanten Geräten in Industrie und Haushalten EU-weit zu steigern und somit Energie zu sparen. Zu den Geräten, die mit dem Label versehen werden, zählen vor allem Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Fernseher, aber auch Heizungsanlagen oder Straßenbeleuchtung.

Welchen Nutzen hat das Energielabel für die Verbraucher*innen?

Das Energielabel informiert Verbraucher*innen über den Energie- und Ressourcenverbrauch von Haushaltsgeräten und ermöglicht ihnen so, besonders sparsame Geräte zu kaufen. Neben der Energieeffizienzklasse, die eine Aussage über den Energiebedarf trifft, enthält das Label Informationen über den jährlichen Energieverbrauch des Gerätes und weitere produktspezifische Daten, wie beispielsweise den Wasserverbrauch und die Schleuderwirkung bei Waschmaschinen. Haushalte können so ihren Energieverbrauch bei Neukauf eines Gerätes drastisch senken und den Geldbeutel deutlich entlasten. Die aktuell effizientesten Haushaltsgeräte sind auf der Plattform EcoTopTen zu finden.

Aufgepasst: "Effizient" bedeutet nicht automatisch sparsam. Bei einem Neukauf sollte immer auf die Größe und Funktionalität des Gerätes geachtet werden, da sich die Effizienzklassen daran orientieren. Ein Kühlschrank darf beispielsweise umso mehr Energie jährlich verbrauchen, desto höher sein Fassungsvermögen ist. Achten Sie deshalb darauf, dass die Größe des Geräts mit Ihren Anforderungen übereinstimmt und kaufen Sie keine überdimensionierten Geräte.

Warum gibt es für die verschiedenen Produkte unterschiedliche Effizienzklassen?

Bei einigen Geräten hat die Einführung des Labels zu einer rasanten Steigerung der Effizienz geführt, so dass die ursprünglichen Effizienzklassen A-G bald nicht mehr aussagekräftig waren, da alle Geräte in der Klasse A landeten. Das war z.B. bei Kühlschränken oder Waschmaschinen der Fall. Als Zwischenlösung wurde deshalb ein System mit den zusätzlichen Klassen A+ bis A+++ eingeführt. Für die Verbraucher*innen ist das verwirrend. Denn während bei einem Kühlschrank die Effizienzklasse A+ die schlechteste Klasse ist, weil die Skala hier von A+ bis A+++ geht, ist ein "einfaches" A bei einem Staubsauger die bestmögliche Effizienzklasse.

Können die Energielabel nicht wieder für alle Geräte vereinheitlicht werden?

Ja, das ist in Planung. 2017 wurde erneut über die Kennzeichnung verhandelt und eine Rückkehr zum Labeling von A bis G beschlossen, um den Verbraucher*innen die Wahl energieeffizienter Produkte zu erleichtern. Der BUND begrüßt diese Entscheidung, welche auch auf Druck der Verbraucher- und Umweltverbände gefallen ist. Leider wird die Umstellung vom EU-Parlament, der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten auf die lange Bank geschoben.

Bis das neue Label flächendeckend zum Einsatz kommt, kann es noch dauern. Der BUND setzt sich dafür ein, dass eine schnelle Umsetzung in Kraft tritt. Bis Herbst 2018 werden als erstes die Verordnungen zu Waschmaschinen, Kühlschränken, Geschirrspülern, Fernsehern und Monitoren sowie zur Beleuchtung überarbeitet. Nach einer Umstellungszeit für die Hersteller von in der Regel einem Jahr werden die neuen Energielabel mit der Skala A bis G für die Verbraucher*innen ab Ende 2019/Anfang 2020 in den Geschäften sichtbar sein.

Ist das Energielabel eine Erfolgsgeschichte?

Ja, absolut. Denn es informiert nicht nur Verbraucher*innen über energiesparende Produkte. Auch die Hersteller erhalten einen Anreiz, ihre Produkte ständig zu verbessern. Dadurch gelangen besonders effiziente Produkte auf den Markt und der Energieverbrauch insgesamt sinkt.

Viele große Haushaltsgeräte sind im Vergleich zu den 90er Jahren deutlich effizienter. So verbrauchten beispielsweise Geschirrspülmaschinen 1990 im Schnitt 490 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Der Energieverbrauch der effizientesten neuen Geräte ist heute weniger als halb so hoch und liegt bei ca. 200 kWh pro Jahr. Zudem hat sich der Energieverbrauch von Geräten im Stand-by-Betrieb drastisch reduziert.

Dies ist jedoch nicht allein dem Energielabel zu verdanken. Einen entscheidenden Beitrag zur Effizienzsteigerung leistet auch die Ökodesign-Richtlinie, die Mindeststandards für die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte festlegt. 

Was bedeutet "Ökodesign"?

2005 wurde in der EU erstmalig eine Richtlinie erlassen, die eine verbesserte Energieeffizienz und allgemeine Umweltverträglichkeit von Elektrogeräten zum Ziel hat. Die Ökodesign-Richtlinie legt verpflichtende Mindestanforderungen für einzelne Produktgruppen fest, um deren Umweltbelastungen zu reduzieren. Dabei wird der gesamte Lebensweg eines Produkts miteinbezogen (also Energie und andere Ressourcen bei der Herstellung, der Betrieb und die Entsorgung).  Ökodesign sorgt somit für die Standards im Produktdesign, das Energielabel für die Sichtbarkeit besonders effizienter Produkte.

Was bringt Ökodesign für die Verbraucher*innen?

Durch die Ökodesign-Richtlinie und die darin definierten Mindestanforderungen, z.B. an die Watt-Zahl von Elektrogeräten, werden ineffiziente Energiefresser aus dem Markt gezogen. Die Richtlinie definiert jedoch nur, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt keine Neuzulassung mehr erfolgen darf, wenn der Mindeststandard nicht erfüllt ist. Bestandswaren dürfen weiterhin verkauft werden. Hier hilft den Verbraucher*innen dann ein Blick auf das Energielabel, um sich keinen Energiefresser in den Haushalt zu holen.

Die inzwischen 25 erlassenen Ökodesign-Regelungen haben für die Verbraucher*innen vieles zum Guten verändert: Sie sind dadurch wirksamer vor den schlimmsten Stromfressern, Giftstoffen, vor Lärm und Staubbelastung geschützt – und ihre Stromrechnung sinkt; europaweit durchschnittlich um knapp 500 Euro pro Haushalt.

Denn die EU orientiert sich bei der Standardsetzung an den geringsten Gesamtkosten für Verbraucher*innen (Anschaffungspreis plus Stromkosten über die Lebensdauer) – darum sinken die Kosten für die Verbraucher*innen durch Ökodesign.  

Können Geräte noch genug leisten, wenn die Watt-Zahl sinkt?

Der Mythos, dass mit sinkender Watt-Zahl auch die Leistungsfähigkeit eines Geräts abnimmt, hält sich hartnäckig. Das ist jedoch Quatsch. Bei Staubsaugern beispielsweise hängt die Leistungsfähigkeit weniger von der Watt-Zahl als vom Produktdesign (Luftdichtheit, Düsenform usw.) ab. Laut einer Untersuchung von Stiftung Wartentest vom Juni 2017 besteht kein Grund zur Sorge, dass die Geräte durch den neuen EU-Grenzwert von maximal 900 Watt schlechter saugen würden. Von der EU werden schließlich auch Vorgaben zur Leistungsfähigkeit festgelegt, wie z.B. Staubaufnahme oder Waschwirkung.

Tatsache ist außerdem: Qualitätsstandards helfen, minderwertige Billigimporte vom europäischen Markt fernzuhalten. Mittlerweile kopieren sogar viele Nicht-EU-Länder wie China und Norwegen die Ökodesign-Vorgaben und übernehmen diese in ihre eigene Gesetzgebung.

Warum engagiert sich der BUND für Energielabel und Ökodesign?

Der BUND arbeitet in Deutschland als einziger Umweltverband aktiv zu Ökodesign und dem Energielabel. Sein Ziel ist es, die Weiterentwicklung der Richtlinien ambitioniert voranzutreiben. Denn beide Richtlinien spielen für ganz Europa wie auch für die Einzelstaaten eine entscheidende Rolle, um die Energieeinsparungen zu erreichen, die sich die EU-Mitgliedstaaten vorgenommen haben. Denn fast die Hälfte des für 2020 festgelegten Einsparziels der EU wird durch die Ökodesign-Verordnung und das Energielabel erbracht, was einem Viertel des Emissionseinsparziels entspricht.  

Aus Umweltsicht sind die Potenziale der Richtlinien noch lange nicht ausgeschöpft. So will der BUND, dass die Standards ehrgeiziger und dynamischer definiert werden, das Energielabel durch eine Re-Skalierung wieder an Aussagekraft gewinnt und gesenkte absolute Energie- und der Ressourcenverbräuche stärker berücksichtigt werden.

Um die Rahmenbedingung für die Richtlinien, Verordnungen und Durchführungsmaßnahmen zu optimieren und den Top-Runner-Ansatz weiter voranzutreiben, ist der BUND Partner der europäischen Kampagne "Cool products for a cool planet" und begleitet die politischen Prozesse aktiv auf nationaler und europäischer Ebene. 

Was steht bei Energielabel und Ökodesign aktuell an?

Wenn ein neues Produkt in die Ökodesign-Richtlinie oder das Energielabel aufgenommen werden soll, geschieht dies nach einem transparenten, klar durchstrukturierten und sorgfältig vorbereiteten Prozess. Erfasst werden nur Produkte, wo von erheblichen Umweltauswirkungen bzw. einem hohen Einsparpotenzial ausgegangen werden kann. Außerdem sollten sie ein Mindestmarktvolumen haben, sprich: weit verbreitet sein. Dies wird anhand einer wissenschaftlichen Vorstudie untersucht.

Wird das Produkt als relevant eingestuft, macht die EU-Kommission einen Entwurf, welcher von Verbraucherschutz- und Umweltorganisationen sowie den Hersteller-Verbänden der betroffenen Produkte diskutiert wird.

Hier schaltet sich der BUND ein: Neben Konsultationsforen in Brüssel, die von den dortigen Partnerorganisationen des BUND begleitet werden, finden vorbereitend auf nationaler Ebene Beratungen statt, an denen der BUND teilnimmt und sich für ambitionierte Standards einsetzt.

Logos Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und Umweltbundesamt

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