Wasserblasen

Ewigkeitschemikalien PFAS sind fast überall

Die Ewigkeitschemikalien PFAS vergiften an mehr als 1.500 Orten Wasser und Böden. Das haben umfassende Medienrecherchen gezeigt. Mit jedem Tag ohne Verbot steigen die Risiken für Mensch und Umwelt.

PFAS: Jahrhundertelange Belastung

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, sind extrem langlebig. Gelangen die Industriechemikalien in die Umwelt, können sie Böden, Gewässer, Pflanzen und Tiere für Jahrhunderte belasten. Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung zeigen, wie weit PFAS bereits verbreitet sind. Demnach konnten an 1.500 Orten in Deutschland PFAS-Verschmutzungen nachgewiesen werden. Wie viele Menschen davon betroffen sind, kann niemand sagen. Die Produktion und Verbreitung der schädlichen PFAS-Chemikalien ist außer Kontrolle geraten. 

PFAS auch im Trinkwasser

Eine Untersuchung des BUND hat PFAS auch im Trinkwasser entdeckt. Untersucht wurden bundesweit zehn Leitungswasserproben und fünf im Handel erhältliche Mineralwasser. Das Ergebnis ist besorgniserregend: In neun der zehn Leitungswasser und in drei von fünf Mineralwassern wurden Ewigkeits-Chemikalien nachgewiesen. Zwar halten alle Proben die gesetzlichen Grenzwerte für die Chemikalien in Trinkwasser ein. Doch die Chemikalien-Belastungen sind trotzdem problematisch, denn wir sind bereits zu hohen Konzentrationen von PFAS ausgesetzt.

PFAS: In diesen Produkten stecken die Chemikalien

Ein Kind in einer Regenjacke steht mit dem Rücken zur Kamera am Strand und hält ein Fischernetz in der Hand.  (cocoparisienne / pixabay)

PFAS-Chemikalien stecken in sehr vielen Alltagsprodukten. Sie sind wasser- und fettabweisend und kommen wegen dieser Eigenschaften in vielen Alltagsprodukten vor:

Diese Liste zeigt beispielhaft, in welchen Alltagsprodukten PFAS häufig enthalten sind und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

PFAS muss nicht gekennzeichnet werden

Die Verwendung von PFAS ist nicht kennzeichnungspflichtig. Deswegen können Verbraucher*innen oft gar nicht wissen, welche Produkte PFAS enthalten. Es gibt jedoch vereinzelt Hersteller, die ihre Produkte, beispielsweise Regenjacken, als „PFAS-frei“ oder „PFC-frei“ kennzeichnen. Auch das Gütesiegel „Blauer Engel“ ist ein Hinweis darauf, dass wenig Schadstoffe erhalten sind. Ob Kosmetik PFAS enthalten, können Sie mit der kostenlosen ToxFox-App des BUND herausfinden. Scannen Sie einfach den Barcode auf dem Produkt mit der App und der ToxFox gibt sofort Auskunft, ob PFAS oder andere Schadstoffe darin enthalten sind.

Gesundheitsrisiko PFAS

Einige PFAS sind nachweislich gesundheitsgefährdend: Sie können unter anderem Organschäden, erhöhte Fehlgeburtenraten und Krebs verursachen. Sie können auch zu Schilddrüsenerkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen führen und die Wirksamkeit von Regelimpfungen minden. Je mehr PFAS in die Umwelt gelangen, umso stärker können sie sich im menschlichen Körper anreichern. Menschen nehmen die Chemikalien zum Beispiel über Trinkwasser und Nahrung auf. Die Risiken sind schon lange bekannt, wurden aber von Industrie und Politik lange Zeit unterschätzt und heruntergespielt. Viele Gemeinden in Deutschland kämpfen schon seit Jahren mit PFAS-Kontaminationen.

EU muss PFAS verbieten

Jede Minute reichern sich mehr PFAS-Verbindungen in unserer Umwelt an. Die EU-Kommission kann das verhindern. Dafür muss ein Plan auf den Weg gebracht werden, wie bis 2030 aus Produktion und Verwendung der gesamten PFAS-Gruppe ausgestiegen werden kann. Die Verwendung von PFAS in sensiblen Konsumprodukten wie beispielsweise Lebensmittelverpackungen muss ohne weitere Verzögerung verboten werden. Auch die deutsche Regierung muss jetzt Verantwortung übernehmen und sich für das Verbot von PFAS einsetzen. Deutschland ist der mit Abstand größte Chemiestandort Europas. Für die Sanierung kontaminierter Orte muss die deutsche Regierung darüber hinaus eine nationale Strategie entwickeln.

So setzt sich der BUND für ein PFAS-Verbot ein

Als BUND machen wir Druck auf die EU-Kommission und die deutsche Regierung. Gemeinsam mit über 60 Organisationen haben wir ein PFAS­-Manifest an die EU-Kommission adressiert. Unser Hintergrundpapier „Fluorchemikalien: Langlebig, gefährlich, vermeidbar“ liefert eine umfassende wissenschaftliche Analyse zum Thema. Mit unseren Labor-Tests und Markt-Recherchen schaffen wir Transparenz und Aufklärung für Verbraucher*innen. 

Für einen Alltag ohne Gift

Viele Alltagsprodukte enthalten gefährliche Schadstoffe. Tag für Tag kommen wir mit Chemikalien in Kontakt, deren Folgen für unseren Körper und die Umwelt z.T. noch gar nicht genau erforscht sind. Das darf nicht sein! Wir testen Pro­dukte, klären mit Einkaufs­rat­gebern wie unserer ToxFox App auf und kämpfen auf politischer Ebene für einen nach­haltigen Umbau der Chemieindustrie. Ihre Spende hilft! Für einen Alltag ohne Gift!

PFAS: Mythen der Chemie-Industrie

Seit in der EU die Beschränkung von PFAS diskutiert wird, ist die Chemie-Industrie in Aufruhr. Schließlich ist Deutschland der größte Chemie-Standort mit den meisten PFAS-produzierenden Fabriken in ganz Europa. Die finanzstarke Chemie-Lobby wirbt daher dafür, PFAS weiter produzieren zu dürfen. Sie verbreitet irreführende Informationen, um die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Wir decken die fünf häufigsten Mythen und Scheinargumente der Chemie-Industrie auf.

Die 5 häufigsten PFAS-Mythen der Chemieindustrie

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Ein PFAS-Verbot gefährdet unsere Sicherheit und die Energiewende.

PFAS sind in vielen Solarzellen, Batterien, Wärmepumpen und medizinische Geräten enthalten. Die Chemie-Industrie argumentiert deswegen gerne damit, dass unsere Sicherheit gefährdet ist und die Energiewende blockiert wird, wenn PFAS generell verboten werden.

Dabei hat die Industrie Zeit, PFAS-freie Alternativen für die Stoffe zu entwickeln, für die es aktuell noch keinen Ersatz gibt. Denn der Beschränkungsvorschlag der EU sieht für einzelne PFAS Übergangszeiten von bis zu 13,5 Jahren vor. Unproblematische Austauschstoffe zu finden, kostet aber natürlich Geld, das sich die Industrie lieber sparen würde – auch wenn das auf Kosten unserer Gesundheit und die zukünftiger Generationen geht.

Gezielte Verbote der gefährlichen Stoffe statt ein generelles PFAS-Verbot genügen.

Es gibt über 10000 PFAS, von denen nur ein Bruchteil ausreichend auf ihre Umwelt- und Gesundheitsrisiken untersucht sind. Verbietet man einzelne Stoffe, besteht das Risiko, dass die Industrie auf andere PFAS ausweicht , die weniger gut untersucht und vielleicht sogar noch gefährlicher sind als die bekannten.

Ein Beispiel: Seitdem PFOA (ein Stoff der PFAS-Gruppe) in Textilien und Imprägniersprays verboten wurden, ersetzen Hersteller den Stoff durch ähnlich aufgebaute, aber weniger gut untersuchte PFAS-Verbindungen, die genauso langlebig sind und ähnliche Risiken bergen.

Recycelte PFAS gelangen nicht in die Umwelt.

Ein Pfand- und Recyclingsystem ließe sich nur für wenige PFAS-haltige Produkte umsetzen, wie zum Beispiel Batterien und Brennstoffzellen. Für die allermeisten Produkte ist Recycling aber gar nicht möglich.

Denn wie soll man den dünnen PFAS-Film von Zahnseide abkratzen? Viele Produkte würden am Ende nur verbrannt und über die Abluft sowie Müllhalden in die Umwelt freigesetzt werden. Mit diesem Scheinargument betreibt die Chemieindustrie ganz klar Greenwashing.

Ein PFAS-Verbot gefährdet das Wirtschaftswachstum und die Existenz von Unternehmen.

Viele bekannte Hersteller haben PFAS aus ihren Produkten verbannt, darunter IKEA, Levi Strauss, H&M und Daikin. Hersteller wie Deuter, Jack Wolfskin und Mammut haben angekündigt, künftig auf PFAS in ihren Produkten zu verzichten.

Bei vielen Produkten lassen sich die Ewigkeitschemikalien bereits ersetzen. Das zeigt auch unser BUND Test von Kinder-Outdoorjacken: In 15 der 32 Jacken fanden wir keine PFAS. Für Produkte, bei denen sich PFAS bislang noch nicht ersetzen lassen, gewährt der Beschränkungsvorschlag der EU eine Übergangszeit von vielen Jahren. 

Ein generelles PFAS-Verbot gefährdet also nicht die Wirtschaftskraft und die Existenz von Unternehmen, sondern setzt im Gegenteil die Industrie unter Innovationsdruck. Außerdem haftet die Industrie nach dem Verursacherprinzip für alle Schäden, die durch ihre PFAS-Emissionen entstehen. So werden Hersteller unter anderem für die steigenden Kosten der Trinkwasseraufbereitung aufkommen müssen – langfristig ein teures Unterfangen, sollten PFAS nicht bald eingeschränkt werden.

Fluorpolymere sind ungefährlich und brauchen keine Regulierung.

Wie alle PFAS sind Fluorpolymere äußerst hitzeresistent und langlebig. Trotzdem fordert die Chemieindustrie, Fluorpolymere von der PFAS-Regulierung auszunehmen. Das Argument: Die fluorierten Kunststoffe, die beispielsweise für Teflon®- Beschichtungen verwendet werden, sind bei richtigem Gebrauch sicher.

Zwar sind die direkten gesundheitlichen Risiken tatsächlich geringer als bei anderen PFAS. Jedoch gelangen Fluorpolymere bei der Produktion und Entsorgung in die Umwelt und gefährden damit am Ende genauso unsere Gesundheit wie andere PFAS auch. Gleich mehrere Untersuchungen aus Deutschland, der Niederlande und Italien haben gezeigt, dass im großräumigen Umkreis von Fabriken, die Fluorpolymere herstellen, das Trinkwasser mit ebendiesen PFAS kontaminiert ist.

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