Antworten auf die häufigsten Fragen
Viele Jungvögel verlassen das Nest, noch bevor sie richtig fliegen können. Machen sie dann mit lautem Piepsen auf sich aufmerksam, ist die Versuchung groß, sie mitzunehmen und daheim aufzupäppeln. Doch bitte bedenken Sie: Oft benötigen die Jungvögel gar keine Hilfe, da sie von ihren Eltern weiter gefüttert werden. Zudem ist es sehr aufwendig und verantwortungsvoll, junge Vögel richtig zu ernähren. Und überleben sie bis zur Freilassung, haben sie oft nur geringe Aussicht, sich in Freiheit zu behaupten.
Doch nackte oder unzureichend befiederte Jungvögel benötigen Hilfe, wie auch verletzte und definitiv verwaiste Tiere (die zum Beispiel von ihren Eltern im Nistkasten nicht mehr versorgt werden). Am besten wenden Sie sich dann an eine der zahlreichen Auffangstationen und Pflegestellen. Ob es in Ihrer Nähe eine gibt, erfahren Sie unter www.wildvogelhilfe.org.
Einschreiten sollten Sie auch, um noch nicht flügge Vögel aus einer unmittelbaren Notlage zu retten – vor einer streunenden Katze oder dem Straßenverkehr. Sie können Jungvögel vorsichtig in die Hand nehmen und an eine weniger gefährdete Stelle in direkter Nähe setzen; von ihren Eltern werden sie danach weiter betreut.
Immer mehr Deutsche füttern Wildvögel, und das – wie in England üblich – oft nicht mehr nur im Winter, sondern übers ganze Jahr. Doch was spricht eigentlich fürs Füttern?
Wer heute einen Gartenmarkt betritt, findet häufig schon im Eingangsbereich unzählige Artikel rund ums Vögelfüttern. Ob Energiecreme oder Vogelkuchen, Mehlwürmer in Fett oder Nussstangen, Vier-Jahreszeiten-Menü oder 5-Kilo-Eimer Meisenknödel – es gibt nichts, was es nicht gibt.
Offenbar macht es vielen Menschen Freude, Vögel zu füttern. Falls Sie dazugehören: Der BUND will Ihnen diese Freude nicht nehmen. Das Futterhäuschen vorm Fenster hat schon Menschen jedes Alters die Natur nahegebracht – ihren Zauber, ihre Vielfalt, ihre Schönheit. Angelockte Vögel aus der Nähe zu beobachten, kann Interesse und Begeisterung für die Natur vor der Haustür wecken. Und die Erkenntnis, dass die Vögel Schutz verdienen. Wer weiß, vielleicht erwächst daraus ein langes Engagement für Umwelt und Natur? Und die Lust, den Garten naturbewusster zu gestalten, oder gleich den Lebensstil als Ganzes?
Und damit ist schon der größte Effekt des Vogelfütterns benannt. Mittelbar kann das Füttern – indem es uns Menschen zu Einsichten verhilft – durchaus dem Vogel- und Naturschutz dienen. Doch was ist mit dem eigentlichen Zweck? Kommt das Futter nicht direkt den Vögeln zugute, die es fressen, ob im Winter oder ganzjährig? Nun – einige Gartenvögel, die in sterilem Siedlungsgrün kaum noch Nahrung finden, profitieren tatsächlich. Selten oder gefährdet aber ist kaum eine der Arten, die Ihren Garten oder Balkon aufsuchen. Noch offen ist, ob das Füttern nicht auch Verlierer produziert: etwa spät aus dem Süden heimkehrende Trauerschnäpper, deren Nisthöhlen längst von wohlgenährten Meisen besetzt sind. Und bedenken Sie: Wilde Vögel sind auf ein jahreszeitlich wechselndes Nahrungsangebot eingestellt; im Winter ist ihr Energiebedarf sowieso stark reduziert.
Dem Artenschutz und der Vogelvielfalt ist also mit Futter nicht zu helfen. Weit sinnvoller investiert ist hier jeder Cent, der etwa in Produkte der ökologischen Landwirtschaft fließt. In einer Kulturlandschaft mit Weidetieren, Obstbäumen, Kleingewässern, Hecken und bunten Ackerrandstreifen leben viel mehr Vogelarten – auch solche, die heute stark gefährdet sind. Schließlich: Vogelfutter ersetzt nicht den naturnahen Garten. Heimische Beerensträucher oder Ecken mit Wildwuchs liefern Vögeln natürliche Nahrung sowie Nischen, wo sie nisten und sich verbergen können.
Damit das Füttern mehr nützt als schadet, beachten Sie bitte Folgendes:
- Passendes Futter wählen: Bieten Sie klassisches Futter wie Sonnenblumenkerne an, keine verderblichen Essensreste, weder Brot noch Salziges. Meiden Sie Meisenknödel in Plastiknetzen, in denen sich Vögel verheddern können. Und füttern Sie maßvoll.
- Auf Hygiene achten: Bevorzugen Sie Futterspender und -silos, die den Inhalt vor Schmutz und Nässe schützen. Reinigen Sie Futterhäuschen und Vogeltränken regelmäßig, um Infektionsherde zu vermeiden.
- Risiken verringern: Platzieren Sie Ihre Futterstelle so, dass Katzen keine Deckung finden, um sich anzuschleichen. Große Fensterflächen in der Nähe sollten Sie gegen Anflug sichern, damit sie nicht zur tödlichen Falle werden.
Unsere Broschüre "Vögel im Winter – wie Sie ihnen am besten helfen können" können Sie über unseren Shop www.bundladen.de/vogelwinter für 2,20 Euro (+ 5,90 Euro Porto) beziehen. Bis zu drei Broschüren erhalten Sie auch per Mail (bitte Adresse, Geburtsdatum und Telefonnummer angeben) zur günstigeren Versandpauschale von 2,60 Euro: bestellung(at)bundladen.de.
Grundsätzlich sind Nisthilfen nur sinnvoll, wenn ihre Bezieher in der Umgebung auch genug Nahrung finden. Es gibt die Kästen in verschiedenster Form für eine ganze Reihe höhlen- und nischenbrütender Vogelarten. Wählen Sie die passende aus: Blaumeise, Hausrotschwanz, Star oder Mauersegler benötigen jeweils ganz unterschiedliche Modelle.
Hängen Sie Nisthilfen am Haus oder an Bäumen so auf, dass sie vor Katzen, Mardern oder Siebenschläfern möglichst sicher sind – etwa an Fassaden oder freihängend an Seitenästen. Drahtvorsätze am Einflugloch oder Blechmanschetten am Stamm bieten zusätzlichen Schutz.
Achten Sie darauf, dass die Kästen weder ganz im Schatten noch der prallen Mittagssonne ausgesetzt sind. Eine Ausrichtung nach (Süd-)Südost schützt am besten vor eindringendem Regen. Als günstige Höhe gelten zwei bis drei Meter.
Nistkästen sollten nach der Brutzeit im Herbst gereinigt werden, damit im alten Nistmaterial keine Parasiten überleben.
Wenn Sie ganz sichergehen wollen, nichts falsch zu machen, können Sie sich im Buchhandel und im Internet umfassend über das Thema informieren.
Etwa zehn Millionen Hauskatzen laufen in Deutschland frei herum, etwa 25 Vögel erbeutet jede pro Jahr. In der Summe fallen über 200 Millionen Vögel jährlich dem beliebtesten Haustier der Deutschen zum Opfer. Nun sind zwar zum größten Teil sehr häufige Arten betroffen – wie Amsel, Kohlmeise oder Buchfink. Auch wirkt sich die Qualität der Lebensräume stärker auf unsere Vogelwelt aus als Beutegreifer wie die Hauskatze. Dennoch sollten auch Sie helfen, die hohen Verluste unter unseren Singvögeln zu verringern.
Wenn Sie selbst eine Katze halten, achten Sie darauf, sie zu sterilisieren bzw. zu kastrieren. Geben Sie Ihrer Katze genug zu fressen – ihr Jagdtrieb ist dann geringer als bei leerem Magen. Und achten Sie zur Brutzeit der Vögel von Mai bis Juli darauf, ihre Katze möglichst im Haus zu behalten – vor allem tagsüber, wenn die Jungvögel am aktivsten sind und am Boden zur leichten Beute werden.
Ein Halsband mit Glöckchen vermag nur die Altvögel zu warnen. Für die hellhörigen Katzen ist es eine ziemliche Qual, auch können sich die Tiere im Dickicht mit dem Halsband verfangen und schlimmstenfalls strangulieren.
Futterhäuschen und Vogeltränken sollten Sie so aufstellen, dass Katzen ringsum keine Versteckmöglichkeit haben, um sich von Vögeln unentdeckt anzupirschen. Nistkästen sollten Sie möglichst "katzensicher" anbringen.
Übrigens: Von Katzen angebrachte Alt- und Jungvögel benötigen dringend eine Antibiotikabehandlung. Jungvögel darf man schon deshalb nicht mehr aussetzen, weil man in aller Regel nicht weiß, aus welchem Vogelrevier der Jungvogel stammt.
Im Reich der Vögel gibt es fast nichts, was es nicht gibt: gesellige Arten wie Star oder Lachmöwe, und ungesellige wie Uhu oder Blaukehlchen; Vögel wie den Mauersegler, der sein Leben im Flug verbringt, und ausgeprägte Bodenvögel wie das Rebhuhn; viele tagaktive Arten, aber eben auch die nachts jagenden Eulen. Nur eines gibt es nicht: "gute" und "böse" Vögel. Arten, die sich ihre Nahrung mit uns teilen (wie der Fisch fressende Kormoran) oder sich teilweise von Klein- und Jungvögeln ernähren (wie einige Greife, Eulen und Krähenvögel), sollten Vogelfreunden genauso am Herzen liegen wie Hausspatz, Rotkehlchen und Co.
Häufig wenden sich Menschen mit der Forderung an den BUND, doch etwas gegen "Nesträuber" wie Elster, Rabenkrähe oder Eichelhäher zu unternehmen. Denn die hätten in den letzten Jahren überhandgenommen und vielerorts beinahe alle kleinen Singvögel vertrieben.
Nachweisbar sind die Bestände der genannten Arten in den letzten 25 Jahren nicht gestiegen. Weil die Agrarlandschaft ihnen immer weniger Nahrung bietet, sind die Krähenvögel in den Siedlungen zuweilen häufiger geworden, so wie viele andere Vogelarten auch. Dort nutzen die klugen Tiere die verfügbare Nahrung, wozu während der Brutzeit auch der Nachwuchs anderer Vögel zählt. Sicher ist es unangenehm, Zeuge eines solchen Nestraubes zu werden. Doch bedenken Sie: Auch Meisen ernähren ihre Brut nicht vegetarisch. Und die betroffenen Vogelarten wissen die Verluste auszugleichen. Es ist kein Fall bekannt, dass der Bestand eines heimischen Kleinvogels unter dem Einfluss von Nesträubern deutlich zurückgegangen oder gar bedroht worden wäre.
Der BUND ist deshalb strikt gegen jede Form der Jagd auf vermeintlich "schädliche" Krähenvögel, wie sie leider in vielen Bundesländern bis heute gängig ist. Es gibt dafür keinen vernünftigen Grund, darin sind sich alle Ornithologen und Ökologen einig.
Unsere Vogelwelt ist ständig dynamischen Veränderungen unterworfen. Je nach Jahreszeit, Wetter und verfügbarer Nahrung verändert sich die Verbreitung der Vögel klein- und großräumig und sowohl kurzfristig wie auch von Jahr zu Jahr. Während einige Vogelarten in den letzten Jahrzehnten häufiger wurden, nehmen die Bestände vieler – gerade einst häufiger – Arten ab.
Wie nun Ihre konkrete Beobachtung zu beurteilen ist, das ist per Ferndiagnose meist nicht zu klären: Ist sie auf lokale Veränderungen zurückzuführen, oder besitzt sie für weite Bereiche unseres Landes Gültigkeit? Indizien können z.B. die jährlichen Berichte "Vögel in Deutschland" des Bundesamtes für Naturschutz liefern. Sie listen für alle heimischen Vögel die kurz- und langfristigen Bestandstrends auf. (Bezug über den DDA-Schriftenversand, Thomas Thissen, An den Speichern 6, 48157 Münster, Tel. (02 51) 2 10 14 00, schriftenversand(at)dda-web.de)
Auf www.ornitho.de können Sie überprüfen, ob und wo andere Beobachter die gesuchte Art in Ihrer Umgebung noch festgestellt haben.
Die Zahl der Vögel, die jedes Jahr an Fensterscheiben und verglasten Fassaden zu Tode kommen, geht allein in Deutschland in die Millionen. Besonders gefährlich sind Glasflächen, in denen sich Bäume spiegeln, und solche, die eine Durchsicht auf dahinterliegende Landschaften erlauben.
Am besten vor dem "gläsernen Tod" schützen Vorhänge oder Jalousien, großflächig bunt bedruckte oder auch schmutzige Fenster. Vereinzelt aufgeklebte Silhouetten von Greifvögeln sind dagegen wirkungslos. Effektiv werden Vögel fernhalten, wenn Glasflächen von außen – vorteilhaft bei Durchscheinen und Spiegelung – zum Beispiel mit einem engmaschigen Streifenmuster versehen sind: Quer- oder Längsstreifen abhängig von ihrer Breite im Abstand von höchstens 2 bis 5 Zentimetern. Erhältlich ist auch eine Reihe weiterer Designs, die sich im Test als wirksam bewährten. Glasflächen müssen also sehr dicht markiert, mattiert oder eingefärbt sein, damit Vögel sie als Hindernis wahrnehmen. Das aber widerspricht unserem Wunsch nach freier Durchsicht.
Bei Neubauten ist der Einsatz von mattiertem oder geriffeltem Glas sinnvoll. "Vogelschutzglas" hat eine Beschichtung, die UV-Licht reflektiert. In Tests konnte aber keine ausreichende Schutzwirkung nachgewiesen werden. Es kann deshalb nicht empfohlen werden.
Mehr dazu finden Sie unter: https://www.bund-nrw.de/themen/vogelschlag-an-glas/
Weltweit geht die Zahl der Vogelarten drastisch zurück. Eine der Hauptursachen neben dem Klimawandel ist der Einsatz von Pestiziden. Erfahren Sie mehr über die Folgen des Pestizideinsatzes für Vögel!
In unserem Lexikon für bedrohte Arten erhalten Sie wertvolle Tipps, wie unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt geschützt werden kann.