Trockenheit: Stresstest für unsere Tiere

04. August 2022 | Klimawandel, Lebensräume

Extreme Trockenheit und Hitze bedeutet Stress für Tiere. BUND-Experte Magnus Wessel erklärt, welche Tiere besonders leiden und was wir alle tun können, um Tiere in der Hitze zu unterstützen.

Trockenheit in Bayern. Foto: Jörg Farys / BUND Trockenheit und Hitze lassen wichtige Lebensräume schrumpfen.  (Jörg Farys / BUND)

Was bedeutet anhaltende Trockenheit und Hitze für Tiere? 

Magnus Wessel: "Extreme Trockenheit und Hitze bedeutet Stress für Tiere. Deren Lebensbedingungen in der Stadt und im ländlichen Raum verschlechtern sich Jahr um Jahr und ihre Lebensräume schrumpfen. Teiche und Feuchtgebiete schrumpfen und Bäche und Flüsse überhitzen in Folge hoher Temperaturen, der Sauerstoffgehalt sinkt rapide. Pflanzen und Tiere sind ganz konkret in einer Notlage, wenn diese nicht ausreichend angepasst sind oder ihnen die Ausweichmöglichkeiten fehlen."

Welche Tiere leiden momentan besonders unter der Trockenheit?

Magnus Wessel: "Besonders stark leiden Wassertiere. Amphibien fehlen Gewässer, weil sie teilweise ausgetrocknet sind oder einen so niedrigen Wasserstand haben, dass sie ums tägliche Überleben kämpfen. In Deutschland befinden sich 78 Prozent der Auen- und Gewässerbiotoptypen in einer gefährdeten Lage. 20 Prozent davon sind sogar bedroht, vollständig zerstört zu werden. Isolierte Populationen können nicht mehr ausweichen, wenn ihre Lebensräume trockenfallen, weil nicht genug Wasser in der Landschaft gehalten wird und Biotope, wie Auen und artenreiche Feuchtgebiete, nicht ausreichend vernetzt sind. Die Verantwortung hierfür liegt meist bei den Menschen, die Landschaften systematisch seit Jahrhunderten trockenlegen. Wird es zu heiß, leiden besonders Fische unter den hohen Wassertemperaturen und dem damit einhergehenden Sauerstoffmangel. Die meisten Nabeltiere überstehen den Sommer jedoch unbeschadet, wenn sie genügend Ausweichmöglichkeiten haben. Zahlreiche Wildtiere nehmen ihren Wasserbedarf durch ihre Nahrung auf. Ist diese ausreichend vorhanden und im Biotopverbund erreichbar, kommen sie gut durch den Sommer."

Wie kann man den Tieren helfen? 

Magnus Wessel: "Wichtig ist es, Tiere an Wasserstellen wie Bächen und Seen, in Feuchtgebieten und Wäldern Rückzugsräume und Ruhe zu lassen. Jede unnötige Störung kostet die Tiere Energie und erhöht ihren Wasserbedarf. In der Stadt freuen sich Insekten, Reptilien, Säugetiere und Vögel gleichermaßen über Wasserstellen: vom Gartenteich bis zur Wasserschale auf dem Balkon. Bei künstlich angelegten Trinkstellen ist es wichtig, die Trinkgefäße täglich sauber zu halten, weil sonst Keime übertragen werden können. Insekten sollten darin durch Stöckchen oder andere Schwimmhilfen Rettungsinseln finden. Auch kühle, feuchte Versteckmöglichkeiten werden von vielen Tieren geschätzt. Der Laubhaufen in der Ecke, der Kompost im Garten, das undurchdringliche Gebüsch, aber auch das gemulchte Beet können Schatten, Feuchtigkeit und damit Rettung in der Trockenheit bedeuten."

Was muss sich in Zeiten der Klimakrise ändern?

Magnus Wessel: "Langfristig hilft den Tieren die Wiedervernässung heute trockengelegter Landschaften und vernetzte Lebensräume. Der sogenannte Biotopverbund ist für Tiere die beste Anpassung an die Folgen der Klimakrise. Renaturierung der Auen, der Stopp der Entwässerung unserer Moore und die Umwandlung unserer Städte mit ausreichend naturnahen Parks sind wichtig, damit Tieren die Trockenheit überstehen. Diese Maßnahmen helfen gleichzeitig uns Menschen, mit den Auswirkungen der Klimakrise umzugehen: Moore speichern CO2, Parks halten unsere Städte kühl und lebenswert, feuchte Auen helfen der Landwirtschaft, Perioden ohne Regen besser zu überstehen."

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