So können Sie Fluorchemikalien in Kosmetik vermeiden

26. Oktober 2022 | Chemie

Ob Shampoo, Make-up oder Gesichtsmaske: Wir haben in einer Studie nachgewiesen, dass in vielen Kosmetikprodukten Fluorchemikalien zu finden sind. Worauf Sie achten können, um den gefährlichen Stoffen aus dem Weg zu gehen.

Frau überprüft Produkt. Foto: kasto80 / iStock.com  (kasto80 / iStock.com)

Kosmetik-Inhaltsstoffe genau lesen 

Fluorchemikalien sind Bestandteil vieler herkömmlicher Kosmetik- und Körperpflegeprodukte. Zum Beispiel tauchen sie in Shampoo, Make-up, Puder, Gesichtscremes oder -masken auf. „Für Verbraucher*innen ist es schwer herauszufinden, in welchen Kosmetikprodukten PFAS stecken“, sagt BUND-Chemieexpertin Luise Körner. „Aber mit ein paar Kniffen können wir uns zumindest weniger PFAS aussetzen und die Umwelt schützen.“ Ein Blick auf die Inhaltsstoffe von Kosmetika gibt Hinweise darauf, ob dem Produkt Fluorchemikalien zugesetzt wurden. „Häufig vorkommende PFAS sind: PTFE, Hydrofluorocarbon 152a, C9-15 Fluoroalcohol Phosphate und Perfluorodecalin.

In unserer Marktrecherche haben wir zudem häufiger HC Yellow No. 13, Methyl Perfluoroisobutyl Ether und Perfluorooctyl Triethoxysilane gefunden“, erklärt Luise Körner. „Von Produkten mit diesen Inhaltsstoffen lassen Sie besser die Finger und halten Ausschau nach Labels wie ‚PFAS frei‘, ‚PFC frei‘ oder ‚Fluorcarbon frei‘.“  

Naturkosmetik nutzen oder DIY-Kosmetik ausprobieren

Der beste Weg, den Drogeriemarkt mit Produkten ohne zugesetzte PFAS zu verlassen: Greifen Sie zu Naturkosmetik. Für den Geldbeutel lohnt es sich, Pflegeprodukte selber zu machen. Ein Peeling können Sie beispielsweise aus Kaffeesatz, Zucker und Olivenöl anrühren oder Ihrem Haar mit Joghurt, Ei und Öl frischen Glanz verleihen. Auch Gesichtsmasken lassen sich je nach Hauttyp günstig und umweltfreundlich selber herstellen. Eine Honig-Quark Mischung hilft gegen trockene Haut im Winter. 

PFAS könnten Gesundheit und Umwelt beeinflussen 

Noch ist für die meisten dieser „Ewigkeits-Chemikalien“ nicht ausreichend belegt, wie sehr sie Mensch und Umwelt schaden. „Der Kontakt zu häufig untersuchten PFAS (wie der inzwischen verbotenen Perfluoroktansäure) wird mit schwerwiegenden Gefahren für die Gesundheit in Verbindung gebracht. Dazu zählen Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, verringertes Geburtsgewicht, Diabetes sowie ein erhöhtes Risiko für Brust-, Nieren- und Hodenkrebs“, erklärt Luise Körner. „Kosmetik tragen wir direkt auf die Haut auf. Aus Gründen der Vorsorge sollten wir Produkte mit zugesetzten PFAS meiden.“

Über das Abwasser gelangen PFAS auch in die Umwelt. Dort können sie Tiere und Pflanzen belasten. Der BUND setzt sich für ein sofortiges nationales Verbot von PFAS in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten sowie Lebensmittelverpackungen ein. Produkte, welche PFAS enthalten, sollten in der Restmülltonne entsorgt werden, wo sie in der Müllverbrennung landen und nicht in die Kanalisation gelangen.    

Hintergrund: PFAS, per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, sind eine große Familie von über 4.700 von Menschen hergestellten Chemikalien. Im Handel werden diese Substanzgruppe auch PFCs oder Fluorcarbone genannt. Seit ihrer Einführung in den späten 1940er Jahren wurden PFAS in einer immer breiteren Palette von Konsumgütern und Industrieanwendungen eingesetzt, von Lebensmittelverpackungen und Bekleidung bis hin zu Elektronik, Luftfahrt und Schaumlöschmitteln. Sie kommen aufgrund ihrer durch eine Kohlenstoff-Fluor-Bindung bedingten fett- und wasserabweisenden Fähigkeiten sowie ihrer hohen Stabilität und Hitzeresistenz zur Anwendung. Diese Bindung – die stärkste Bindung in der organischen Chemie – ist jedoch auch für ihre extreme Persistenz (Langlebigkeit) in der Umwelt verantwortlich und verleiht ihnen das Label „Forever Chemicals“ („Ewigkeits-Chemikalien“).

 

Verbot muss kommen

Damit das auch so bleibt, braucht es aber schnellstmöglich ein europaweites PFAS-Verbot. Denn Verbraucher*innen können durch einen bewussteren Umgang die Belastung mit PFAS reduzieren – entgehen können wir PFAS aber nicht.

Deshalb muss die Politik endlich handeln. Fordern Sie mit Ihrer Unterschrift Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf, sich für ein PFAS-Verbot stark zu machen!

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