Mit der Corona-Pandemie hat das vergangene Jahr auch hierzulande zu einem erheblichen Digitalisierungsschub geführt. Es ist völlig selbstverständlich geworden, sich in Videokonferenzen zu treffen – egal ob beruflich oder zum privaten Kaffeeklatsch. Wir machen jedoch auch auf den digitalen Fußabdruck aufmerksam. Denn egal ob wir Filme streamen, die digitale Fotosammlung erweitern oder E-Mails verschicken: Wo immer wir uns in der digitalen Welt bewegen, hinterlassen wir Spuren in der analogen Welt. Pro Kopf und Jahr sind das durchschnittlich 740 Kilogramm Treibhausgase, soviel wie ein Hin- und Rückflug von München nach Madrid verursachen.
Deshalb rät Irmela Colaço, Expertin für Energiesparen beim BUND: "Das Potential der digitalen Helfer und Werkzeuge ist groß, doch wir müssen uns immer wieder bewusstmachen, wie wir diese Helfer einsetzen. Ein Leitbild kann dabei sein: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Vor einer Anschaffung sollten wir uns ehrlich fragen: Brauche ich das wirklich?
Um die negativen Auswirkungen unseres digitalen Alltags auf Menschen, Klima und natürliche Ressourcen gering zu halten, sollten wir möglichst wenig neue Geräte kaufen. Manches lässt sich reparieren. Dabei helfen Werkstätten und Repair-Cafés. Viele unkommerzielle digitale Plattformen bieten außerdem Anleitungen und Werkzeuge für die Reparatur in Eigenregie." Ist eine Reparatur nicht möglich, gibt es zum Glück immer mehr Unternehmen, die gebrauchte und generalüberholte Geräte inklusive Garantie anbieten. Wichtig ist, Altgeräte nicht in die Schublade zu legen, sondern fachgerecht zu recyceln.
Auch bei der Nutzung lohnt es sich für Umwelt und Geldbeutel, die Gewohnheiten kritisch zu überprüfen. "Je kleiner der Bildschirm, auf dem wir ein Video anschauen, desto weniger Energie verbrauchen wir. Viele Geräte sind außerdem immer auf Abruf und ziehen so über das Jahr unbemerkt viel Energie", erklärt Irmela Colaço weiter. So können über 100 Euro an Stromkosten pro Jahr nur dafür anfallen, dass eine Vielzahl vernetzter Geräte über das WLAN empfangsbereit ist. Der BUND empfiehlt deshalb, ungenutzte Geräte ganz auszuschalten.
Energie spart außerdem, wer den eigenen Datenfluss geringhält. Denn das verringert den Energieverbrauch in Rechenzentren und Übertragungsnetze. Ist das Bild im Heimkino vielleicht auch in geringerer Auflösung noch scharf genug? Muss ich Musik mit Video streamen oder reicht der Ton? Habe ich meine Lieblingssongs heruntergeladen oder ziehe ich sie jedes Mal aufs Neue aus dem Netz? Im Mobilfunk verbraucht die Datenübertragung übrigens rund fünf Mal so viel Energie wie über das Festnetz. Videoanrufe sollten Sie also besser zuhause führen als unterwegs. Denn dann spielen digitale Helfer auch ihren Trumpf aus und sind deutlich klimafreundlicher als eine Fahrt mit dem Auto, ÖPNV oder Zug.
Hintergrund: Über die Hälfte der Emissionen, die elektronische Geräte verursachen, entsteht bereits bevor wir ein Gerät zum ersten Mal bedienen. Das sind Treibhausgase, die beim Abbau und Transport von Rohstoffen und deren Verarbeitung zu Handy, Fernsehgerät oder Computer freigesetzt werden. In den Abbaugebieten arbeiten außerdem Menschen, leider auch Kinder, oft unter katastrophalen Bedingungen. Der Abbau hinterlässt enorme weitere Umweltbelastungen, die Rohstoffe sind rar.
Weitere Informationen:
- Weitere Infos und Tipps für mehr digitale Leichtigkeit
- Im Schnitt verursachen wir laut Berechnungen des Öko-Instituts (PDF) durch unsere digitalen Aktivitäten und Geräte im privaten Alltag 740 Kilogramm Treibhausgase pro Person und Jahr. Das entspricht der Klimabelastung eines Hin- und Rückflugs von München nach Madrid.