Wespennest auf Balkon oder Terrasse: Das können Sie jetzt tun

01. August 2022 | Naturschutz, Wildbienen

Oft ist es nicht nötig ein Wespennest zu entfernen, denn nicht alle Wespenarten sind Störenfriede. Was sie dennoch tun können, um sich Wespen vom Leib zu halten und warum sie dafür eine*n Expert*in zu Rat ziehen sollten.

Wespennest Ein Nest der Faltenwespe.  (umsiedlungen / pixabay.com)

Ein Wespennest im Rolladenkasten, auf dem Dachboden oder in der Erde nahe des Hauses zu finden, ist für die meisten Menschen zunächst einmal eine unangenehme Überraschung. Doch nicht alle Wespen sind Störenfriede. Hier finden Sie Tipps, wie mit einem Nest umgegangen werden sollte.

Wespe ist nicht gleich Wespe

Lästig für den Menschen sind nur zwei der heimischen Wespenarten: die Gemeine und die Deutsche Wespe. Sie werden von Nahrungsmitteln angelockt, kommen an den Essenstisch und werden aggressiv, wenn man sie verscheuchen will. Die anderen Arten interessieren sich nicht für den menschlichen Speiseplan und stören daher wenig. Sie sind nur aggressiv, wenn sie ihr Nest bedroht sehen. Zu diesen harmlosen Arten zählen beispielsweise die Feldwespe, die Mittlere Wespe sowie die Sächsische Wespe.

Welche Wespe wohnt bei mir?

Verschiedene Wespen bauen verschieden. Die Nester der harmloseren Wespen sind meistens grau, frei hängend, bis fußballgroß oder im Fall der Feldwespen offen gebaut. Ab Mitte August sind die Behausungen zumeist verlassen. Die Nester der beiden aggressiveren Arten bestehen aus muschelförmig aufgebauten Lufttaschen und sind hellbraun oder grau. Sie können bis in den Winter besiedelt sein.

Außerdem unterscheiden sich die Wespen im Aussehen: Während Feldwespe und mittlere Wespe relativ groß und eher braun-schwarz sind, fallen die aggressiveren Arten durch ihre gelb-schwarze Warnfarbe auf. Allerdings gibt es hier Ausnahmen: Die Sächsische Wespe etwa ähnelt sehr ihren aggressiveren Verwandten. Bei der Bestimmung ist es deshalb wichtig, sich auch die Nestbauweise anzuschauen oder im Zweifelsfall ein Foto zu machen und einen Experten zu fragen.

Arrangieren mit den Untermietern

Wespennester dürfen nur in besonderen Fällen entfernt werden. Das ist im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Der BUND weist darauf hin, dass sie ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme sind, Pflanzen bestäuben und sich von Insekten wie Blattläusen ernähren. In den meisten Fällen ist es deshalb angebracht, sich mit den Untermietern zu arrangieren.

Dafür ist es sinnvoll, Fenster mit Insektengittern zu versehen. Wenn Wespen trotzdem noch ins Zimmer kommen, dann oft entlang von Kabelöffnungen bei z.B. Deckenlampen, Rohrleitungen oder Kaminzügen. Dort können sich kleine Spalten und Risse befinden. In so einem Fall genügt es, das Loch zuzustopfen – mit Steinwolle, die keine Feuchtigkeit aufnimmt oder zur Not auch mit Toilettenpapier. Die Wespen sehen dann kein Licht mehr vom Zimmer aus und finden daher den Weg dorthin nicht.

Im Freien ist es wiederum sinnvoll, Speisen gut abzudecken. Außerdem können mit Gewürznelken gespickte Zitronenscheiben auf dem Tisch helfen, Wespen fernzuhalten, da die Tiere den Geruch nicht mögen. Weiterhin gut geeignet ist eine Fütterungsstelle zur Ablenkung mit Fallobst und/oder Zuckerwasser mit Apfelsaft in einer flachen Schale weit weg von der Terrasse.

Übrigens: Wespen besiedeln keine verlassenen Nester und bauen auch keine neuen in unmittelbarer Nachbarschaft eines alten Wohnsitzes. Deshalb ist es sinnvoll, verlassene Wespennester hängen zu lassen – so kann verhindert werden, dass die Untermieter erneut an dieser Stelle einziehen.

Blende am Nest

Ist ein Nest von einer der harmloseren Wespen gebaut, gibt es auch die Möglichkeit, eine Blende als Sichtschutz unter dem Nest anzubringen. Dann sehen die Wespen keine menschlichen Bewegungen, fühlen sich nicht bedroht und lassen Menschen in Ruhe. Für eine Blende kann zum Beispiel mit zehn Zentimeter Abstand zum Nest Stoff wie ein altes Bettlaken gespannt und mit Klebeband fixiert werden. Alternativ kann ein kleines Brett montiert werden. Bei Erdnestern kann ein kleiner Tunnel aus Rohren gebaut werden, um den Ein- und Ausgang zu verlegen.

Für die Montage ist lange, dicke Kleidung wichtig, falls sich die Insekten gestört fühlen. Auch schnelle Bewegungen sollten vermieden werden. Da die Wespen dieser Arten aber nur bei Störungen direkt am Nest aggressiv reagieren, ist das Anbringen relativ ungefährlich.

Kommt man dem Wespennest dennoch zu nahe und wird angegriffen, ist es wichtig, sich zügig aber ruhig und vor allem ohne schnelle, fuchtelnde Armbewegungen zu entfernen. Auf keinen Fall darf das Nest erschüttert werden.

Entfernen eines Nestes

Wenn ein Nest Menschen gefährdet, muss man sich an Expert*innen wenden. Auf jeden Fall ist es besser, die Tiere umzusiedeln statt sie zu vergiften. Das ist nicht nur günstiger, sondern erhält die Wespen, die dann an einem anderen Ort weiterleben können. Adressen für eine Umsiedlung sind oft den Umweltämtern und/oder Naturschutzbehörden der Städte und Landkreise sowie den örtlichen BUND-Gruppen und anderen Naturschutzorganisationen bekannt.

Für eine giftfreie Umsiedlung werden die umherfliegenden Tiere in einen Fangkasten eingesaugt, das Nest abgeschnitten und beides zusammen in einem Nistkasten weit entfernt wieder zusammenführt, so dass die Entwicklung dort so gut wie ungestört weitergehen kann. Die Kosten für eine Umsiedlung betragen im Frühling und Frühsommer etwa 100 Euro. Die Dauer beträgt je nach Lage und Zugänglichkeit des Nestes dann etwa eine Stunde. Im Spätsommer, wenn die Wespen sich bereits stark vermehrt haben, müssen Sie eher mit 250 bis 300 Euro und mehreren Stunden Arbeit rechnen.

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